Juli 2022

220706

ENERGIE-CHRONIK


Verordnung erlaubt 27 Kohle- und Ölkraftwerken die befristete Rückkehr in den Strommarkt

Auf Basis des neuen Ersatzkraftwerkebereithaltungsgesetzes (220705) erließ die Bundesregierung am 13. Juli eine erste "Verordnung zur befristeten Ausweitung des Stromerzeugungsangebots durch Anlagen aus der Netzreserve". Damit wird insgesamt 27 Kraftwerken bis zum 30. April 2023 die Rückkehr an den Strommarkt erlaubt. Zum einen handelt es sich um 16 mit Steinkohle oder Mineralöl betriebene Blöcke, die gemäß § 13d des Energiewirtschaftsgesetzes systemrelevant sind und deshalb schon bisher als "Netzreserve" vorgehalten werden mussten. Hinzu kommen elf Kohleblöcke, für die aufgrund von § 55 des Kohleverstromungsbeendigungsgesetzes (KVBG) ab 31. Oktober ein Verbot der Kohleverfeuerung in Kraft treten würde. Dieses Verbot der Kohleverfeuerung wird vorübergehend suspendiert, so dass die betroffenen Kraftwerke ebenfalls bis zum Ende des Winterhalbjahrs wieder an den Markt zurückkehren können (siehe Tabelle).

Es bleibt den Kraftwerksbetreibern überlassen, ob und wieweit sie von den neuen Möglichkeiten Gebrauch machen. Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck ist jedoch zuversichtich, allein mit dieser Maßnahme über den kommenden Winter 5 bis 10 Terawattstunden Erdgas in Deutschland einsparen zu können. Hinzu komme eine ähnlich große Menge im europäischen Ausland.

Die Befristung bis 30. April 2023 ist mit der "Alarmstufe" verknüpft, die am 23. Juni erstmals ausgerufen wurde (220601). Falls die Alarmstufe bereits vor diesem Datum aufgehoben wird, endet deshalb auch die Möglichkeit der Marktteilnahme. Die Ausrufung der Notfallstufe würde dagegen eine Verlängerung über den Stichtag hinaus bewirken.

Die Gesamtleistung der 27 Kraftwerke beläuft sich auf 8 Gigawatt. Das ist mehr als doppelt soviel wie die Gesamtleistung der drei Konvoi-Reaktoren, die zum Jahresende stillgelegt werden. Auf die systemrelevanten Kraftwerke aus der Netzreserve entfallen davon knapp 6 GW (4,3 GW Steinkohle und 1,6 GW Mineralöl). Der Rest von 2,1 GW sind größtenteils stillgelegte Steinkohle-Kraftwerke sowie drei kleine Braunkohle-Anlagen.

Damit die Kraftwerke für einen Marktbetrieb bereit sind, müssen die Kraftwerksbetreiber sie technisch in einen Zustand versetzen, der einen dauerhaften Betrieb am Strommarkt erlaubt. Die dafür anfallenden Kosten werden erstattet. Im übrigen liegen Chancen und Risiken beim Betreiber.

Mit Inkrafttreten der Verordnung dürfen folgende Kraftwerke bis zum 30. April 2023 in den Markt zurückkehren:

Anlagenbetreiber
Anzeige-Name der Stromerzeugungseinheit
Status
Energieträger
MW
siehe Energie-Chronik
EnBW Energie Baden- Württemberg AG Heizkraftwerk Altbach/Deizisau HKW 1 Netzreserve Steinkohle 433
110610
EnBW Energie Baden- Württemberg AG Heizkraftwerk Heilbronn HLB 5 Netzreserve Steinkohle 137
140613, 001121
EnBW Energie Baden- Württemberg AG Heizkraftwerk Heilbronn HLB 6 Netzreserve Steinkohle 137
140613, 001121
EnBW Energie Baden- Württemberg AG Kraftwerk Marbach GT 2 Netzreserve Mineralöl 77
190806, 140106
EnBW Energie Baden- Württemberg AG Kraftwerk Marbach MAR 3 DT Netzreserve Mineralöl 264
190806, 140106
EnBW Energie Baden- Württemberg AG Kraftwerk Marbach MAR 3 GT (solo) Netzreserve Mineralöl 85
190806, 140106
EnBW Energie Baden- Württemberg AG Kraftwerk Walheim Block 1 Netzreserve Steinkohle 96
140106
EnBW Energie Baden- Württemberg AG Kraftwerk Walheim Block 2 Netzreserve Steinkohle 148
140106
Grosskraftwerk Mannheim GKM Block 7 Netzreserve Steinkohle 425
200913
Kraftwerk Mehrum GmbH Mehrum Netzreserve Steinkohle 690
210402, 171001
STEAG Bexbach Netzreserve Steinkohle 726
190511, 170106, 161115
STEAG Weiher 3 Netzreserve Steinkohle 656
190511, 170106, 161115
Uniper Kraftwerke GmbH Heyden 4 Netzreserve Steinkohle 875
210306, 201204
Uniper Kraftwerke GmbH Ingolstadt 3 Netzreserve Mineralöl 386
140408
Uniper Kraftwerke GmbH Ingolstadt 4 Netzreserve Mineralöl 386
140408
Uniper Kraftwerke GmbH Irsching 3 Netzreserve Mineralöl 415
130418




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Folgenden Kraftwerken, für die ab 31.10.2022 das Kohleverfeuerungsverbot gilt, wird ebenfalls ein befristeter Weiterbetrieb im Strommarkt erlaubt:

Anlagenbetreiber
Anzeige-Name der Stromerzeugungseinheit
Status
Energieträger
MW
siehe Energie-Chronik
STEAG Bergkamen A KVBG Steinkohle 717
211207
STEAG MKV Völklingen KVBG Steinkohle 179
211207
STEAG HKW Völklingen KVBG Steinkohle 211
211207
Uniper Kraftwerke GmbH Scholven Block C KVBG Steinkohle 345
220513, 211207
Sappi Stockstadt Sammelschienenkraftwerk - konventionelles HKW KVBG Steinkohle 27

Fernwärme Ulm HKW Margirusstraße - Kohleblock KVBG Steinkohle 8

Onyx Steinkohlekraftwerk Farge KVBG Steinkohle 350

Evonik Operations GmbH Kraftwerk I KVBG Steinkohle 225
211207
Henkel Anlage 80 - Kohleblock K06 KVBG Braunkohle 36

Smurfit Kappa Zülpich Papier K06 KVBG Braunkohle 14

Venator HKW Block 1 KVBG Braunkohle 19





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