Januar 2012

120110

ENERGIE-CHRONIK


 

Alle heutigen Pumpspeicherkraftwerke dienten ursprünglich nur der Bereitstellung von Regelenergie. Das gilt ebenso für das über siebzig Jahre alte Koepchenwerk am Hengsteysee (links) wie für die neueste Anlage dieser Art bei Goldisthal, deren Oberbecken auf dem Luftbild rechts zu sehen ist (030211). Die Liberalisierung des Strommarktes hat aber inzwischen einen Funktionswandel dieser Stromspeicheranlagsen bewirkt: Ihre alte Aufgabe der Netzstabilisierung wird überlagert und unter Umständen sogar konterkariert von Marktgesichtspunkten. Nach Ansicht der Bundesnetzagentur sind deshalb die bestehenden Pumpspeicherkraftwerke (siehe Tabelle) wie auch neu zu errichtende Anlagen eher dem kommerziellen Bereich "Smart Market" als dem technischen Bereich "Smart Grids" zuzuordnen.
Fotos: RWE, Vattenfall

Bundesnetzagentur gegen undifferenziertes Gerede von "Smart Grids"

Das oft sehr undifferenzierte und mit illusionären Erwartungen befrachtete Gerede von "Smart Grids" bzw. "intelligenten Netzen" hat die Bundesnetzagentur veranlaßt, ein Eckpunktepapier zu diesem Thema vorzulegen. Wie sie am 2. Januar mitteilte, soll damit "etwas mehr Klarheit und Licht in eine zum Teil verwirrende und noch nicht strukturierte Debatte gebracht werden". Das Papier befaßt sich mit der Frage, wie das System der Energieversorgung im Zuge der Energiewende verändert werden muß. Es verdeutlicht, daß die Netzregelung keine neue Erfindung ist, aber den veränderten wirtschaftlichen Erfordernissen und neuen technischen Möglichkeiten angepaßt werden muß. Den größeren Aufwand wird jedoch nach wie vor der konventionelle Netzausbau auf allen Ebenen erfordern. Der Ausbau der technischen Infrastruktur richtet sich dabei nach den energiewirtschaftlichen Rahmenbedingungen, die von den Marktakteuren bzw. der Politik gesetzt werden. Damit beide Bereiche nicht verwechselt und vermischt werden, plädiert die Bundesnetzagentur für eine klare Abgrenzung zwischen intelligenten Netze (Smart Grids) und intelligenten Märkten (Smart Markets).

Zum Bereich "Smart Grid" gehören demnach Maßnahmen, die die Kapazitäten und die Steuerungsmöglichkeiten des Netzes erhöhen. Für den damit verbundenen zusätzlichen Einsatz von Kommunikations-, Meß-, Regel-, Steuer- , Automatisierungstechnik und IT-Komponenten sind die Netzbetreiber verantwortlich. Zum Bereich "Smart Market" gehören dagegen Maßnahmen, bei denen es beispielsweise darum geht, die erneuerbaren Energien besser in die Marktprozesse zu integrieren oder den Verbrauch zu beeinflussen, etwa durch innovative Tarifsysteme oder Dienstleistungen.

"Vom Netzausbau abgesehen, sind die Übertragungsnetze schon heute weitgehend als Smart Grids zu bezeichnen", stellt das Papier fest. Es gehe vor allem darum, ähnliche Steuer- und Regelungstechniken auch in den Verteilnetzen einzuführen, um die angestrebte Dezentralisierung der Stromversorgung zu ermöglichen und die sonst immer komplexer werdende Netzsteuerung zu entlasten.

Funktionswandel der Stromspeicher macht Befreiung von Netzentgelten fragwürdig

Pumpspeicherkraftwerke und andere Anlagen zur Speicherung von Strom sind nach Ansicht der Bundesnetzagentur eher dem "Smart Market" als dem "Smart Grid" zuzuordnen. Der Neubau von Speichern sei "nicht die alleinige Patentlösung". Er könne "zwar einen wichtigen, aber nur einen kleinen Teil zur Energiewende beitragen". Seine Bedeutung für die Energiezukunft werde "tendenziell überschätzt". Natürlich könnten solche Anlagen weiterhin der Bereitstellung von Regelenergie dienen. Das sei aber nicht die einzige Nutzungsoption: Neben der hergebrachten Funktion als Instrument der Netzregelung würden Speicher im liberalisierten Strommarkt zunehmend auch wirtschaftliche Aufgaben erfüllen. Sie ließen sich sogar allein unter Marktgesichtspunkten betreiben, indem Strom bei niedrigen Marktpreisen eingespeichert und zu hohen Preisen wieder abgegeben wird. Der Speicherbetrieb könne in diesem Fall sogar netzbelastend wirken. Im liberalisierten Markt seien solche Anlagen nur als "Marktspeicher" sinnvoll zu betreiben. Es sei vor diesem Hintergrund auch fraglich, ob die Befreiung von Stromtransporten zu und von den Speicheranlagen in Zukunft sachlich gerechtfertigt werden könne.

Mit dieser Feststellung zur veränderten Funktion von Stromspeichern im liberalisierten Markt widerspricht die Bundesnetzagentur der Sichtweise der Bundesregierung, die erst vor einem halben Jahr dem Energiewirtschaftsgesetz eine Sonderregelung eingefügt hat: Nach § 118 Abs. 7 EnWG werden neue Speicher, die bis zum Jahr 2026 in Betrieb gehen, zwanzig Jahre lang von den Netzentgelten für den Strom befreit, der ihnen zugeführt wird. Bei der nächsten EEG-Novellierung will die Bundesregierung außerdem klarstellen, daß die Befreiung auch Stromverluste bei der Speicherung umfaßt. Der Branchenverband BDEW verlangt darüber hinaus eine dauerhafte Befreiung aller Speicheranlagen von den Netzentgelten, die sowohl für die Stromtransporte zum Speicher als auch für die spätere Stromabgabe gilt.

Von "intelligenten Zählern" profitieren allenfalls Marktakteure

Ebenfalls dem Markt zuzuordnen sind nach Auffassung der Bundesnetzagentur die elektronischen Zähler mit Datenfernauslesung, die als "intelligente Zähler" bzw "Smart Meter" bezeichnet werden und um die in letzter Zeit viel Wirbel gemacht wurde, als ob sie wahre Wunderdinge vollbringen könnten (071012, 071113, 080214, 081013). Der Einbau solcher Zähler und die dafür erforderliche Kommunikationsstruktur seien für den Aufbau eines "Smart Market" wichtig. Da die Marktakteure damit einen Nutzen und Mehrwert erzielen wollten, hätten sie auch die Kosten und das Investitionsrisiko zu tragen.

Mit dieser Feststellung geht die Behörde ebenfalls auf vorsichtige Distanz zur Politik, die sich von der Zähler-Lobby einspannen ließ, um den Einbau von "intelligenten Zählern" voranzutreiben. So unterstützt die Bundesregierung mit 140 Millionen Euro mehrere "Feldtests" von Energieversorgern, die angeblich eine Minderung des Stromverbrauchs erwarten lassen, obwohl die beteiligten Energieversorger an einem solchen Ergebnis kaum interessiert sein dürften (110711). Die EU-Kommission will die Mitgliedsstaaten sogar zur Einführung elektronischer Zähler mit Fernauslesung verpflichten (090303, 110609), obwohl und gerade weil eine solche Maßnahme aus Verbrauchersicht nur eine sinnlose "Zwangsbeglückung" (110312) darstellt.

Links (intern)

Link (extern, ohne Gewähr)

 

 

Die Pumpspeicherkraftwerke des deutschen Höchst- und Hochspannungsnetzes

(gemäß Kraftwerksliste der Bundesnetzagentur vom Oktober 2011)

 

Unternehmen Kraftwerksname PLZ
(Standort Kraftwerk)
Ort
(Standort Kraftwerk)
Blockname Aufnahme der kommerziellen
Stromeinspeisung (Jahr)
Netto-
Engpassleistung (elektrisch) in MW
Netz- oder Umspannebene des Anschlusses in kV
Donau Wasserkraft AG Langenprozelten 97737 Gemünden entfällt 1974 164,0 110
E.ON Wasserkraft GmbH Waldeck1/Bringhausen 34549 Edertal Hemfurth-Edersee Waldeck1/Bringhausen 1931 143,0 110
E.ON Wasserkraft GmbH Waldeck 2 34549 Edertal Hemfurth-Edersee Waldeck 2 1974 480,0 380
E.ON Wasserkraft GmbH Happurg 91230 Happurg Happurg 1958 160,0 110
EnBW Kraftwerke AG Kraftwerk Säckingen 79713 Bad Säckingen SW Säckingen 1966 360,0 220
EnBW Kraftwerke AG Rudolf-Fettweis-Werk 76596 Forbach Pumpspeicherkraftwerk Schwarzenbachwerk 1926 43,0 110
EnBW Kraftwerke AG Kraftwerk Häusern 79837 Häusern Häusern 1931 100,0 110
EnBW Kraftwerke AG Pumpspeicherkraftwerk Glems 72555 Metzingen-Glems Pumpspeicherkraftwerk Glems 1964 90,0 110
EnBW Kraftwerke AG Kopswerk I A-6794 Partenen Masch. 1 bis 3 1968 247,0 220
EnBW Kraftwerke AG Kopswerk II A-6794 Partenen Masch. 1 bis 3 2008 525,0 220
EnBW Kraftwerke AG Lünerseewerk A-6774 Tschagguns Masch. 1 bis 5 1957 241,9 220
EnBW Kraftwerke AG Rodundwerk I A-6773 Vandans Masch. 1 bis 4 1943 198,0 220
EnBW Kraftwerke AG Rodundwerk II A-6773 Vandans Masch. 1 1976 276,0 220
EnBW Kraftwerke AG Kraftwerk Waldshut 79761 Waldshut Waldshut 1951 150,0 110
EnBW Kraftwerke AG Kraftwerk Wehr 79664 Wehr Wehr 1975 910,0 380
EnBW Kraftwerke AG Kraftwerk Witznau 79777 Witznau Witznau 1943 220,0 110
GDF SUEZ Energie Deutschland AG Pumpspeicherkraftwerk Tanzmühle 92723 Tännesberg   1959 28,0 110
GDF SUEZ Energie Deutschland AG Pumpspeicherkraftwerk Reisach 92555 Trausnitz   1955 99,0 110
Mark-E Aktiengesellschaft Pumpspeicherwerk Rönkhausen 57413 Finnentrop PSW 1969 140,0 110
RWE Power AG Koepchenwerk 58313 Herdecke Koepchenwerk 1989 153,0 220
Societe Electrique de l'Our PSW Vianden L-9401 Vianden Maschine 6 1964 100,0 220
Societe Electrique de l'Our PSW Vianden L-9401 Vianden Maschine 7 1964 100,0 220
Societe Electrique de l'Our PSW Vianden L-9401 Vianden Maschine 8 1963 100,0 220
Societe Electrique de l'Our PSW Vianden L-9401 Vianden Maschine 9 1964 100,0 220
Societe Electrique de l'Our PSW Vianden L-9401 Vianden Maschine 1 1962 100,0 220
Societe Electrique de l'Our PSW Vianden L-9401 Vianden Maschine 2 1962 100,0 220
Societe Electrique de l'Our PSW Vianden L-9401 Vianden Maschine 3 1963 100,0 220
Societe Electrique de l'Our PSW Vianden L-9401 Vianden Maschine 4 1963 100,0 220
Societe Electrique de l'Our PSW Vianden L-9401 Vianden Maschine 5 1963 100,0 220
Societe Electrique de l'Our PSW Vianden L-9401 Vianden Maschine 10 1975 196,0 220
Stadtwerke München GmbH Leitzachwerk 1 83620 Vagen, Leitzachwerkstr.50 1 1983 49,0 110
Stadtwerke München GmbH Leitzachwerk 2 83620 Vagen, Leitzachwerkstr.51 2 1960 49,8 110
Statkraft Markets GmbH Erzhausen 37547 Kreiensen Pumpspeicher Kraftwerk Erzhausen 1964 220,0 220
TIWAG-Tiroler Wasserkraft AG KW Kühtai A-6183 Kühtai Kühtai 1981 289,0 220
Vattenfall Europe Generation AG Geesthacht 21502 Geesthacht PSS A 1958 40,0 110
Vattenfall Europe Generation AG Geesthacht 21502 Geesthacht PSS B 1958 40,0 110
Vattenfall Europe Generation AG Geesthacht 21502 Geesthacht PSS C 1958 40,0 110
Vattenfall Europe Generation AG Goldisthal 98746 Goldisthal PSS A 2004 265,0 380
Vattenfall Europe Generation AG Goldisthal 98746 Goldisthal PSS B 2003 265,0 380
Vattenfall Europe Generation AG Goldisthal 98746 Goldisthal PSS C 2004 265,0 380
Vattenfall Europe Generation AG Goldisthal 98746 Goldisthal PSS D 2004 265,0 380
Vattenfall Europe Generation AG Hohenwarte 1 07338 Hohenwarte PSS A 1959 30,0 110
Vattenfall Europe Generation AG Hohenwarte 1 07338 Hohenwarte PSS B 1959 30,0 110
Vattenfall Europe Generation AG Hohenwarte 2 07338 Hohenwarte PSS A 1966 40,0 220
Vattenfall Europe Generation AG Hohenwarte 2 07338 Hohenwarte PSS B 1966 40,0 220
Vattenfall Europe Generation AG Hohenwarte 2 07338 Hohenwarte PSS C 1966 40,0 220
Vattenfall Europe Generation AG Hohenwarte 2 07338 Hohenwarte PSS D 1966 40,0 220
Vattenfall Europe Generation AG Hohenwarte 2 07338 Hohenwarte PSS E 1966 40,0 220
Vattenfall Europe Generation AG Hohenwarte 2 07338 Hohenwarte PSS F 1966 40,0 220
Vattenfall Europe Generation AG Hohenwarte 2 07338 Hohenwarte PSS G 1966 40,0 220
Vattenfall Europe Generation AG Hohenwarte 2 07338 Hohenwarte PSS H 1966 40,0 220
Vattenfall Europe Generation AG Markersbach 08352 Markersbach PSS A 1980 160,0 380
Vattenfall Europe Generation AG Markersbach 08352 Markersbach PSS B 1980 160,0 380
Vattenfall Europe Generation AG Markersbach 08352 Markersbach PSS C 1980 160,0 380
Vattenfall Europe Generation AG Markersbach 08352 Markersbach PSS D 1980 160,0 380
Vattenfall Europe Generation AG Markersbach 08352 Markersbach PSS E 1980 160,0 380
Vattenfall Europe Generation AG Markersbach 08352 Markersbach PSS F 1980 160,0 380
Vattenfall Europe Generation AG Niederwartha 01462 Niederwartha PSS C 1957 20,0 110
Vattenfall Europe Generation AG Niederwartha 01462 Niederwartha PSS D 1957 20,0 110
Vattenfall Europe Generation AG Bleiloch 07907 Schleiz PSS A 1932 40,0 110
Vattenfall Europe Generation AG Bleiloch 07907 Schleiz PSS B 1932 40,0 110
Vattenfall Europe Generation AG Wendefurth 38889 Wendefurth PSS A 1967 40,0 110
Vattenfall Europe Generation AG Wendefurth 38889 Wendefurth PSS B 1968 40,0 110