August 2002

020804

ENERGIE-CHRONIK


EDF erwartet rote Zahlen und überprüft ihre Expansions-Strategie

Der staatliche französische Energiekonzern "Electricité de France" (EDF) werde im laufenden Jahr "wahrscheinlich den roten Bereich streifen". Dies erklärte der Vorstandsvorsitzende Francois Roussely am 30. Juli vor einer Kommission der Nationalversammlung. Zuvor waren zwei Anträge des Konzerns auf Strompreiserhöhungen nur mit starken Abstrichen genehmigt worden: Die im Juni abgewählte Regierung bewilligte statt der beantragten 3,4 Prozent ab November 2001 nur ein Prozent. Die neue konservative Regierung unter Ministerpräsident Jean-Pierre Raffarin kürzte die von der EDF für das zweite Halbjahr 2002 vorgesehene Strompreiserhöhung von 4,9 auf 2,35 Prozent.

Ersatzweise prüft die EDF nun den Verkauf mehrerer Beteiligungen in Europa, Südamerika und Asien. Nach Angaben der Wirtschaftszeitung "La Tribune" (26.8.) handelt es sich dabei um Anteile an der österreichischen Estag (971208), der schwedischen Graninge sowie an Gesellschaften in Ungarn (020412), Brasilien und China. Nicht zur Debatte stehen die Beteiligungen in Deutschland ( 020417), Großbritannien (020602) und Italien (010804). Auch den spanischen Strommarkt, in dem sie über die EnBW engagiert ist (010912), zählt die EDF weiterhin zum Kern ihres Auslandsgeschäfts.

Die EDF erwirtschaftet inzwischen mehr als ein Drittel ihres Umsatzes außerhalb Frankreichs. Ein Hauptgrund für den sich abzeichnenden Fehlbetrag sind massive Verluste im krisengeschüttelten Argentinien. Auch andere Investitionen im Ausland belasten das Ergebnis. Es scheint, als ob sich der staatliche Stromkonzern mit seiner kostspieligen Expansion auf dem europäischen und weltweiten Markt übernommen habe. Dabei hat er von den 19 Milliarden Euro, die bis zum Jahr 2005 für ausländische Erwerbungen vorgesehen sind, erst zwölf Milliarden ausgegeben.

Die geplante Teilprivatisierung der EDF und Plazierung eines Minderheitsanteils an der Börse dürfte unter diesen Umständen vorerst keine Chance haben, zumal der Konzern zusätzlich belastet wird durch hohe Schulden (22 Milliarden Euro), aufgeblähten Personalbestand (115.000 Mitarbeiter), enorme Pensionslasten und ungenügende Rückstellungen für die Kernkraftwerke (Handelsblatt, 22.8. u. 27.8.; SZ, 27.8.).

EU-Kommission genehmigt Übernahme von Seeboard

Die Europäische Kommission genehmigte am 26. Juli die Übernahme des britischen Energieversorgers Seeboard durch die EDF (020602), da dadurch der Wettbewerb nicht eingeschränkt werde. EDF hat Seeboard im Juni 2002 für etwa 1,05 Milliarden Euro gekauft und zusätzlich dessen Schuldenlast von etwa 1,13 Milliarden Euro mit übernommen.