April 2002

020417

ENERGIE-CHRONIK


EDF und OEW kontrollieren EnBW mit 69 Prozent der Stimmrechte

Die Electricité de France (EDF) verfügt bei der Energie-Baden-Württemberg (EnBW) zusammen mit dem Zweckverband Oberschwäbische Elektrizitätswerke (OEW) über 69 Prozent der Stimmrechte. Dies geht aus einer Anzeige in der "Süddeutschen Zeitung" vom 25. April hervor, die von der EnBW aufgrund der einschlägigen Vorschriften des Wertpapierhandelsgesetzes veröffentlicht wurde. Demnach haben sowohl EDF wie OEW einen Stimmrechtsanteil von jeweils 69 Prozent an EnBW mitgeteilt. Dieser setzt sich jeweils zusammen aus einem direkt gehaltenen Stimmrechtsanteil von 34,5 Prozent und weiteren 34,5 Prozent, die sich die beiden Hauptaktionäre durch eine Aktionärsvereinbarung wechselseitig zugestehen.

Wie aus der Pflichtveröffentlichung weiter hervorgeht, befinden sich weitere Stimmrechte bei der Technischen Werke der Stadt Stuttgart GmbH (9 Prozent), dem Gemeindeelektrizitätsverband Schwarzwald-Donau (7,54 Prozent) und dem Landeselektrizitätsverband Württemberg (6,63 Prozent).

Beteiligungsverhältnisse seit Frühjahr 2001 unverändert

Sowohl EnBW als auch EDF dementierten am 25. April eine Meldung der Agentur "Agence France Presse" (AFP) vom selben Tag, wonach die EDF ihre Stimmrechte bei EnBW auf 69 Prozent verdoppelt habe. Wie die EnBW klarstellte, gibt die jetzige Veröffentlichung lediglich den Anteilsbesitz wieder, wie er seit Frühjahr 2001 unverändert besteht. Die Veröffentlichung beruhe auf einer Neuregelung des Wertpapierhandelsgesetzes, die zum Jahresanfang in Kraft trat und zum 1. April 2002 die Meldung des gesamten Aktienbesitzes über fünf Prozent an sämtlichen börsennotierten inländischen Aktiengesellschaften im Sinne einer Bestandsaufnahme erforderlich machte. Die EDF verfüge ebenso wie die OEW über 34,5 Prozent der Stimmrechte. Nach den Bestimmungen des Wertpapierhandelsgesetzes würden aber die Stimmrechte der beiden Konsortialpartner OEW und EDF auch jeweils dem anderen Vertragspartner zugerechnet.

EnBW will sich nicht der EDF zurechnen lassen

Trotz der Parität zwischen beiden Hauptaktionären gilt die EnBW weithin als EDF-dominiertes Unternehmen, zumal vor zwei Jahren der bisherige Strategie-Direktor des Industriebereichs der Electricité de France (EDF), Pierre Lederer, in den EnBW-Vorstand einrückte ( 000516). Die EnBW legte deshalb wiederholt Wert auf die Feststellung, daß sie nicht mehrheitlich zur EDF gehöre. Zuletzt widersprach sie am 20. März einer DPA-Meldung, in der im Zusammenhang mit dem EnBW-Einstieg beim spanischen Stromversorger Hidrocantabrico ( 011211) vom "Mehrheitsaktionär" EDF die Rede war. Am 13. März dementierte EDF eine AFP-Meldung, wonach Bundeswirtschaftsminister Werner Müller als Nachfolger für den EnBW-Vorstandsvorsitzende Gerhard Goll im Gespräch sei, während Goll im Verwaltungsrat der EDF die Zuständigkeit für internationale Angelegenheiten übernehmen solle.

Die EDF hatte ihren Einstieg bei der EnBW von Anfang an davon abhängig gemacht, daß mit dem Zweckverband Oberschwäbische Elektrizitätswerke (OEW) ein Konsortialvertrag über ein gemeinsames Vorgehen in unternehmensstrategischen Fragen zustande kommt (990908, 000101). Gemäß einer im Mai 2000 mit der OEW geschlossenen Vereinbarung mit dem OEW dürfen beide Partner einen gleich großen Aktienanteil am Unternehmen besitzen (000516).