August 1998

980821

ENERGIE-CHRONIK


Schweden und Finnen erhalten Zuschlag für Bau von Gaskraftwerken in Lubmin

Die schwedische Vasa Energy und der finnische Energieversorger Imatran Voima Oy (IVO) werden auf dem Gelände des ehemaligen Kernkraftwerks Lubmin bei Greifswald je ein gasbetriebenes Großkraftwerk errichten. Im Endausbau soll jedes der beiden Kraftwerke über eine Leistung von 1150 MW verfügen. Neben den beiden ausländischen Unternehmen, die jetzt zum Zuge kamen, hatte sich auch das ostdeutsche Verbundunternehmen Veag für das ehemalige KKW-Gelände interessiert. Allerdings wollte sich die Veag nicht mit den maximal 60 Hektar begnügen, die von den Energiewerken Nord (EWN) im Auftrag der Bundesregierung zur erneuten Nutzung als Kraftwerksstandort ausgeschrieben worden waren. Wie Veag-Chef Jürgen Stotz am 13.8. erklärte, beabsichtige man die gesamte Fläche von 400 Hektar erwerben, um sich so unter anderem die Option für den Bau eines Kernkraftwerks zu sichern, falls in etwa zwei Jahrzehnten Braunkohlekraftwerke ersetzt werden müssen. Bundeswirtschaftsminister Günter Rexrodt betonte dagegen in einem Schreiben an Stotz, daß die Veag aus der Schutzklausel für die ostdeutsche Braunkohleverstromung im neuen Energierecht keinen "Anspruch auf Exklusivität für die Errichtung von Energieerzeugungsanlagen am Standort Lubmin" herleiten könne. Bundesfinanzminister Theo Waigel sei derselben Auffassung (Ostsee-Zeitung, 21.8.; Berliner Zeitung, 15.8.; Handelsblatt, 27.8.).

Die Vasa Energy ist eine Beteiligungsgesellschaft des schwedischen Energiekonzerns Vattenfall. Im Mai 1997 gründete sie zusammen mit den Stadtwerken Neubrandenburg und Schwerin die "Energieunion", der sich inzwischen auch Rostock angeschlossen hat (980410).

Das Handelsblatt (27.8.) bemerkte dazu: "Anfang der nächsten Dekade wird die Konkurrenz durch die beiden Newcomer wohl aggressiv beginnen. Die Schutzklausel kann den Braunkohlenstrom nur zeitlich begrenzt schützen. Vor diesem Hintergrund ist es nicht überraschend, daß die Veag AG eine exklusive Nutzung des Energiestandorts Lubmin gegenüber dem Bund und dem Land Mecklenburg-Vorpommern beansprucht hat."

Das Regionalblatt Ostsee-Zeitung (21.8.) kommentierte: "Die Veag hat um Lubmin hoch gepokert und verloren. Kein Wunder - wer in dieser Zeit mit einem neuen Atomkraftwerk droht und zugleich Exklusivrechte für das gesamte Areal des ehemaligen Kernkraftwerks für sich beansprucht, hat nichts anderes verdient."