April 2021

210415

ENERGIE-CHRONIK


Keine Vertragsverlängerung für OMV-Chef Seele

Der österreichische Energiekonzern OMV gab am 26. April in einer aus zwei Sätzen bestehenden Pflichtmitteilung bekannt, dass sein Vorstandsvorsitzender Rainer Seele "die Verlängerungsoption um ein weiteres Jahr nicht in Anspruch nehmen wird". Seeles Tätigkeit ende damit "automatisch am 30. Juni 2022". Es folgten dann noch ein paar Sätze, die mit "Hintergrundinformation" überschrieben waren. Sie enthielten aber lediglich allgemeine Informationen über die Geschäftstätigkeit des Öl- und Gaskonzerns.

Vorwürfe wegen Bespitzelung von Klima-Aktivisten in Neuseeland

Den Hintergrund bilden offenbar Vorwürfe, der Konzern habe in Neuseeland Klima-Aktivisten durch Sicherheitsfirmen bespitzeln lassen. Laut Greenpeace Österreich hat das jetzt der öffentlich-rechtliche neuseeländische Sender "Radio New Zealand" aufgedeckt. Der mehr als zwei Jahre lang recherchierte Investigativbericht zeige auf, wie von OMV beauftragten Detekteien friedliche Protestaktionen von Klimaschützern systematisch ausspioniert und infiltriert hätten. Zu den betroffenen Organisationen habe neben Greenpeace und Extinction Rebellion auch "School Strike 4 Climate" gehört, das neuseeländischen Pendant zu Fridays For Future.

Kaufpreis der OMV-Tochter Borealis soll zu hoch gewesen sein

Außerdem berichtete die österreichische Rechercheplattform "Dossier", dass Seele einen viel zu hohen Kaufpreis für die Übernahme des Plastikherstellers Borealis gezahlt habe, als er vor einem Jahr die OMV-Beteiligung an diesem Unternehmen durch Zukäufe von den Vereinigten Arabischen Emiraten von 36 auf 75 Prozent aufstockte. Die Emirate sind mit 24,9 Prozent der zweitgrößte OMV-Aktionär nach dem österreichischen Staat (31,5 Prozent). Um den Kaufpreis von 4,12 Milliarden Euro zu finanzieren, kündigte Seele damals an, die Mehrheitsbeteiligung an Gas Connect Austria und am OMV-Tankstellengeschäft in Deutschland zu verkaufen. Auf den "Dossier"-Bericht reagierte er mit einer Schadensersatzklage, die von den Rechercheuren als "Einschüchterungsklage" gewertet wurde.

Der 60 Jahre alte Manager leitete bis 2009 die BASF-Tochter Wintershall, bevor er ab Juli 2015 Chef des österreichischen Energiekonzerns wurde (150319).

 

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