Februar 2020

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ENERGIE-CHRONIK




Im März 2018 verließ der Preis für ein EUA-Zertifikat, das zur Emission einer Tonne CO2-Äquivalent berechtigt, erstmals den einstelligen Bereich, in dem er seit 2012 herumgekrebst war. Im vergangenen Jahr erreichte er rund 25 Euro. Agora Energiewende und Sandbag sehen darin den Hauptgrund, weshalb 2019 die Treibhausgas-Emissionen der Kohleverstromung in der EU um 24 Prozent zurückgegangen sind.

Zwölf Prozent weniger CO2-Emissionen aus Kraftwerken

Die Treibhausgasemissionen der Kraftwerke in der Europäischen Union sind im vergangenen Jahr so stark zurückgegangen wie nie zuvor seit 1990. Sie sanken um 120 Millionen Tonnen CO2 im Vergleich zu 2018, das entspricht einem Rückgang um 12 Prozent. Der Grund dafür ist ein Einbruch der Stromerzeugung von Stein- und Braunkohlekraftwerken: Sie verminderte sich EU-weit um beinahe ein Viertel und erreichte ein Rekordtief. Das zeigt der Jahresrückblick 2019 auf das EU-Stromsystem, den Agora Energiewende am 5. Februar gemeinsam mit dem britischen Think Tank Sandbag vorgestellt hat (siehe PDF).

Zum Rückgang der Kohleverstromung kam es, weil der Preis für den Ausstoß von Treibhausgasen im Jahr 2019 auf rund 25 Euro je Tonne CO2 stieg, wodurch CO2-intensiver Kohlestrom teurer als Strom aus Erdgas, Atomstrom und Erneuerbaren Energien wurde. Der wegfallende Kohlestrom wurde je zur Hälfte durch Strom aus Gaskraftwerken und Strom aus Erneuerbaren Energien ersetzt. Der Anteil der Erneuerbaren Energien an der Stromerzeugung wuchs EU-weit im Jahr 2019 auf 34,6 Prozent. Er lag damit um 1,8 Prozentpunkte höher als im Jahr 2018. Windkraft- und Solarstromanlagen lieferten damit erstmals mehr Strom als Kohlekraftwerke.

Kohleverstromung verringerte sich europaweit um 24 Prozent

Zu beobachten war der Rückgang der Kohleverstromung in allen EU-Ländern, in denen Kohlekraftwerke betrieben werden. Insgesamt sank die Menge an Kohlestrom um 24 Prozent beziehungsweise 150 Terawattstunden. Dabei brach die Stromerzeugung von Steinkohlekraftwerken im Vergleich zu 2018 europaweit um 32 Prozent ein, die Braunkohleverstromung nahm um 16 Prozent ab. Auf Deutschland, Spanien, die Niederlande, das Vereinigte Königreich und Italien zusammen entfielen zusammen 80 Prozent des Rückgangs in der Steinkohleverstromung. Bei der Braunkohle sind fast zwei Drittel des Rückgangs allein auf Deutschland und Polen zurückzuführen. Kernkraftwerke verzeichneten einen leichten Rückgang um 1 Prozent. Gaskraftwerke waren die einzigen konventionellen Stromerzeuger, bei denen die Stromproduktion anstieg und zwar um 12 Prozent.

Windkraft- und Solaranlagen lieferten erstmals mehr Strom als Kohlekraftwerke

Die Stromproduktion von Windkraft- und Solaranlagen wuchs um 64 Terawattstunden gegenüber 2018 und übertraf mit insgesamt 569 Terawattstunden erstmals die Mengen an Kohlestrom um gut 100 Terawattstunden. Auch aufgrund eines guten Windjahres lieferten Windkraftanlagen 14 Prozent mehr Strom als im Vorjahr. Die Solarstromproduktion nahm um 7 Prozent zu. Infolgedessen stieg der Anteil von Solar- und Windstrom am Strommix in allen EU-Mitgliedsstaaten mit Ausnahme von Tschechien. Die Stromerzeugung aus Wasserkraft ging hingegen aufgrund von anhaltender Trockenheit um gut sechs Prozent zurück.

 

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