Februar 2019

190211

ENERGIE-CHRONIK


Sogar AfD-Anhänger sind größtenteils für die Energiewende

Wenn die rechtspopulistische AfD im Bundestag über "erneuerbaren Zappelstrom" und die Energiewende im allgemeinen schimpft (181101), spricht sie für weniger als ein Viertel ihrer Wähler. Insgesamt 62 Prozent der AfD-Anhänger halten die Energiewende für eine gute Sache. Davon sind 48 Prozent sogar der Meinung, dass sie eine Gemeinschaftsaufgabe sei, an der sich jeder beteiligen sollte. Für falsch gehalten wird sie nur von 23 Prozent der AfD-Anhänger. Das ergibt sich aus dem neuesten "Nachhaltigkeitbarometer", das im Februar vom Institut für transformative Nachhaltigkeitsforschung (IASS) veröffentlicht wurde. Es enthält die Ergebnisse einer Umfrage zur Akzeptanz der Energiewende, die im vorigen Jahr vom 1. August bis zum 11. September bei knapp 7000 Haushalten durchgeführt wurde.

In die hohe Akzeptanz mischt sich zunehmend Unzufriedenheit mit der Umsetzung

Die Energiewende ist demnach wie bei der Umfrage im Vorjahr in allen gesellschaftlichen Gruppen mehrheitlich als Zielsetzung fest verankert und positiv besetzt. Sie wird von 90 Prozent der Allgemeinbevölkerung unterstützt. Noch höher ist die Zustimmung bei Anhänger von Grünen, SPD, Linken und Unionsparteien. Die Politik kann insofern weiterhin mit einer breiten Unterstützung für eine zielgerechte Umsetzung rechnen. Die tatsächliche Umsetzung der Energiewende wird allerdings im Hinblick auf Kosten, politisches Management, Bürgernähe und Gerechtigkeit sowie in der Gesamtbilanz deutlich negativer beurteilt als 2017. Mehr als die Hälfte der Bevölkerung ist parteiübergreifend mit der Energiewende-Politik unzufrieden. Hauptkritikpunkte sind ungenügende Anstrengungen beim Klimaschutz und eine sozialen Schieflage bei der Verteilung der Lasten. Das Vertrauen in die politischen Verantwortlichen, die Energiewende überzeugend zu gestalten, ist eher gering und insbesondere bei den Regierungsparteien im Vergleich zum Vorjahr gesunken. Die größte Energiewendekompetenz wird mit Abstand den Grünen zugeschrieben. Der Kohleausstieg ist inzwischen fester Bestandteil des energiepolitischen Konsenses, auch in den besonders betroffenen Braunkohleländern. Nur in der Braunkohleregion Lausitz überwiegt eine kritische Haltung.

Im einzelnen ergaben sich für die Anhänger der im Bundestag vertretenen Parteien und für die Allgemeinbevölkerung folgende prozentuale Zustimmungswerte für jeweils fünf Möglichkeiten, die eigene Haltung zur Energiewende zu beschreiben (mit Veränderungen gegenüber dem Vorjahr):

 
CDU/CSU
SPD
AfD
FDP
Linke
Grüne
Alle
2018
+/-
2018
+/-
2018
+/-
2018
+/-
2018
+/-
2018
+/-
2018
+/-
"Die Energiewende ist eine Gemeinschaftsaufgabe, bei der jeder, mich eingeschlossen, in der Gesellschaft einen Beitrag leisten sollte."
84
+7
89
+6
48
+1
78
+4
84
+6
95
+4
80
+5
"Ich finde, die Energiewende ist eine gute Sache. Ich selbst kann oder möchte dazu aber wenig beitragen."
10
-3
7
-5
14
+2
9
-4
10
-3
4
-3
10
-4
"Hauptsache, ich habe ausreichend und preisgünstige Energie; alles andere ist mir nicht so wichtig."
3
-2
2
-1
11
-5
6
3
-2
4
-1
"Ich halte die Energiewende für falsch und möchte mich nicht daran beteiligen."
2
-2
1
23
+1
6
2
3
"Weiß nicht."
1
1
4
+1
1
1
-1
1
-1
3

 

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