Oktober 2014

141005

ENERGIE-CHRONIK



Für Weiterverteiler (hellblau) war Strom im August 2014 um rund vier Prozent billiger als im Januar 2000. Für Haushalte und gewerbliche Kleinverbraucher (hellgrün und gelb) hat er sich dagegen mit einem Anstieg um rund 92 Prozent fast verdoppelt.
Grafik: Statistisches Bundesamt

Stromvertriebe haben gesunkene Kosten nur an Großverbraucher weitergegeben

Die Beschaffungskosten für Strom sind in den letzten Jahren tendenziell gefallen. Davon haben aber nur Großverbraucher profitiert, während für Kleinverbraucher die Strompreise weiterhin stark gestiegen sind: Großverbraucher mit Sonderverträgen zahlten im vergangenen Jahr pro Kilowattstunde im Durchschnitt 10,1 Cent. Das waren 0,1 Cent bzw. ein Prozent mehr als Mitte 2008. Für Haushalte kostete die Kilowattstunde dagegen im Durchschnitt 27 Cent, was im selben Zeitraum einem Preisanstieg um 35 Prozent entspricht. Diese große Diskrepanz läßt sich nicht allein mit der höheren Belastung der Kleinverbraucher durch Abgaben erklären. Vielmehr fehlt es – trotz einer Überfülle an miteinander konkurrierenden Stromanbietern – an dem nötigen Druck, damit gesunkene Beschaffungskosten auch an Haushalte und Kleingewerbe weitergeben werden. Zu diesem Schuß gelangt ein Kurzgutachten, das von dem Beratungsunternehmen Arepo Consult im Auftrag der Bundestagsfraktion der Grünen erstellt wurde.

"Der stetige Aufwärtstrend der Tarifstrompreise für Haushaltskunden zeigt, daß diese vom Börsenpreis abgekoppelt sind", heißt es in dem Gutachten. Stattdessen werde hier die Preisentwicklung von der stufenweisen Anhebung der Abgaben geprägt. Im Endeffekt sei der durchschnittliche Haushaltspreis zwischen 2008 und 2013 aber um 1 Cent/kWh mehr als die Abgabenlast gestiegen, obwohl der Stromeinkauf billiger wurde. Die Stromversorger würden somit billigen Stromeinkauf zwar an die gewerblichen Sondervertragskunden weitergeben, aber nicht in der Tarifgestaltung für Kleinkunden berücksichtigen. Damit seien die Haushalte doppelt benachteiligt, indem sie mit hohen Abgaben belegt werden, aber nicht von niedrigen Börsenpreisen profitieren.

Für Kleinverbraucher hat sich der Strompreis trotz geringerer Beschaffungskosten fast verdoppelt

Am 9. Oktober veröffentlichte das Statistische Bundesamt eine Pressemitteilung, die diesen Befund unterstreicht. Demnach lagen die Erzeugerpreise für Weiterverteiler bzw. Stromvertriebe im August 2014 um rund vier Prozent unter den Preisen von Januar 2000. Im selben Zeitraum sind jedoch jedoch die Preise für Kleinverbraucher um 92 Prozent gestiegen. Sie haben sich also nahezu verdoppelt. Auch industrielle Großabnehmer (plus 76 Prozent) und kleinere Gewerbebetriebe (plus 79 Prozent) mußten deutlich mehr bezahlen. Sie waren aber insgesamt weniger betroffen, weil hier die Einsparungen beim Stromeinkauf zumindest teilweise weitergegeben wurden.

Besonders eindrucksvoll zeigt sich die Loslösung des Haushalts-Strompreises von den Strombeschaffungskosten ab 2011: Während die Erzeugerpreise für Weiterverteiler seitdem fast kontinuierlich gesunken sind, sind die Preise für Kleinverbraucher weiter gestiegen und haben vor allem Anfang 2013 einen Sprung nach oben gemacht (siehe Grafik).

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