Bis 2020 sollen 84 Kraftwerke mit 42.000 MW entstehen

In Deutschland befinden sich derzeit 69 Kraftwerke mit einer Leistung ab 20 Megawatt (MW) im Probebetrieb, im Bau oder zumindest im Genehmigungsverfahren (siehe Tabelle 1). Weitere 15 solcher Anlagen sind geplant (siehe Tabelle 2). Insgesamt ist damit bis 2020 der Neubau von rund 42.000 MW an Kraftwerkskapazität zu erwarten. Dies ergibt sich aus einer Übersicht, die der Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW) am 24. April veröffentlichte. Den Investitionsbedarf für die insgesamt 84 Kraftwerke veranschlagte der Verband auf rund 60 Milliarden Euro.

Kohle mit insgesamt 46 Prozent rückläufig – Erdgas legte mit 24 Prozent weniger zu als erwartet

Zuletzt veröffentlichte der BDEW vor drei Jahren eine ähnliche Liste (090110). Die damals im Bau befindlichen Anlagen wurden zu 94 Prozent fossil befeuert, wobei die Steinkohle (55 %) vor der Braunkohle (21 %) und dem Erdgas (18 %) an erster Stelle lag. Die jetzt im Probebetrieb, im Bau oder zumindest im Genehmigungsverfahren befindliche Kraftwerksleistung wird ebenfalls noch größtenteils mit Steinkohle erzeugt, doch ist deren Anteil mit 36,5 Prozent deutlich zurückgegangen. Insgesamt sind die fossilen Energieträger nur noch mit gut 70 Prozent an der Kraftwerksleistung beteiligt. Die Verwendung von Braunkohle hat sich mit 9,6 Prozent sogar fast halbiert. Erdgas konnte zwar auf 24,4 Prozent zulegen, blieb damit aber deutlich unter den 34 Prozent, die noch vor drei Jahren aufgrund der damals bekannten Planungen zu erwarten waren. Zum Beispiel taucht in der neuen Kraftwerksliste das Gaskraftwerk nicht mehr auf, das E.ON und Gazprom gemeinsam in Lubmin errichten wollten (080303). Entfallen sind auch die GuD-Projekte der Gazprom/Soteg in Eisenhüttenstadt, der Iberdrola in Ludwigsau (Hessen) und Lauchhammer (Brandenburg), der Electrabel (GDF Suez) in Schwandorf sowie der Stadtwerke Lippstadt/Essent in Lippstadt. Abgeblasen wurde ferner ein gemeinsames Projekt von Dow Chemicals und Energie Baden-Württemberg am Standort Stade, das die Kombination eines Steinkohlekraftwerks mit einer GuD-Anlage vorsah. Von den seinerzeit geplanten Steinkohlekraftwerken verschwanden inzwischen die Projekte von Dong in Lubmin (091207), der Electrabel in Brunsbüttel und Stade, der BKW FMB Energie in Dörpen (Emsland) und der Evonik/Steag in Lünen.

Offshore-Windparks schlagen mit gut 21 Prozent zu Buche

Aufgeholt haben dafür die erneuerbaren Energieträger, die vor drei Jahren nur mit etwa einem Prozent an der neuen Kraftwerksleistung ab 20 MW beteiligt waren und nun mit 21,6 Prozent in der Statistik auftauchen. Mit Ausnahme eines minimalen Anteils an Laufwasser (0,11 %) und Müll (0,20 %) handelt es sich dabei ausschließlich um insgesamt 23 Offshore-Windparks in der Nord- und Ostsee, die von 2013 bis 2020 in Betrieb gehen sollen. Ihre Nennleistung von insgesamt 7.617 MW darf freilich nicht einfach mit der Leistung fossil befeuerter Kraftwerke gleichgesetzt werden, da sie naturgemäß nur bei entsprechender Windstärke erreicht wird und die Netzeinspeisung unregelmäßig erfolgt.

Zehn Pumpspeicherkraftwerke und ein Druckluftspeicher erweitern Regelleistung um 5.165 MW

Von Bedeutung ist ferner der Neubau der vier Pumpspeicherkraftwerke Waldeck 2 (Erweiterung), Atdorf im Schwarzwald, Simmerath am Rursee und Nethe bei Höxter. Damit entstehen insgesamt 2730 MW an neu verfügbarer Regelleistung. Vor drei Jahren waren Pumpspeicherkraftwerke nur mit 0,6 Prozent an den im Bau befindlichen Kapazitäten beteiligt. Jetzt sind es 7,6 Prozent. Allerdings dürfte das noch immer nicht ausreichen, um den Zuwachs an fluktuierender Stromerzeugung aus Windkraft- und Solaranlagen zu bewältigen. Weitere sechs Pumpspeicherkraftwerke mit einer Leistung von insgesamt 2345 MW befinden sich aber in der Planung. Hinzu kommt noch der Druckluftspeicher "Adele" mit 90 MW, den RWE bis 2016 in Betrieb nehmen will (siehe Hintergrund).

Links (intern)

• Tabelle 1: Kraftwerke ab 20 MW im Probebetrieb, im Bau, genehmigt oder im Genehmigungsverfahren
• Tabelle 2: Kraftwerke ab 20 MW in Planung
• Kraftwerksliste der Bundesnetzagentur (ab 20 MW) Stand 13.10.2011 (111014)
• Grafik: Neubau und Erweiterung von Kraftwerken ab 20 MW von 2001 bis 2007
• Kraftwerkskapazitäten und Gesamteinspeisung der vier Konzerne 2007 bis 2009 (110106)
• In Bau befindliche Kraftwerke (>20 MWel) nach elektrischer Leistung, Stand Januar 2009 (090110)
• In Planung befindliche Kraftwerke (>20 MWel) nach voraussichtlicher Inbetriebnahme, Stand Januar 2009 (090110)
• Liste der Kraftwerke in Deutschland mit einer elektrischen Brutto-Leistung ab 100 MW nach Kraftwerksnamen, März 2008 (080407)
• Liste der Kraftwerke in Deutschland mit einer elektrischen Brutto-Leistung ab 100 MW nach Energieträgern und Betreibern, März 2008 (080407)
• Liste der im April 2008 in Bau befindlichen und geplanten Kraftwerksneubauten ab 20 MW (080407)
• Installierte Nennleistung, Anzahl und Größe von WKA in Deutschland von 1990 bis 2007 (080112)
• Neubau und Erweiterung von Kraftwerken 2001 - 2007 nach Energieträgern (080209)
• Neubau und Erweiterung von Kraftwerken ab 20 MW von 2001 bis 2007 (080209)

• Link-Liste zu (Kohle-) Kraftwerken