Juli 2009

090708

ENERGIE-CHRONIK


Vattenfall baut nun doch Kühlturm für Kraftwerk Moorburg

Vattenfall will das geplante Kohlekraftwerk Moorburg nun doch mit einem Kühlturm ausstatten und demnächst bei der Hamburger Behörde für Stadtentwicklung und Umwelt (BSU) einen entsprechenden Antrag auf Änderung der Bauplanung stellen. Der Energiekonzern zieht damit die Konsequenz aus den Einschränkungen für die Kühlwasserentnahme, mit der die Behörde ihre vor einem Dreivierteljahr erteilte Baugenehmigung versehen hat (080904). Bisher wollte er das neue Kraftwerk mit Frischwasserkühlung durch die Elbe betreiben, obwohl schon das frühere Gaskraftwerk (2 x 515 MW), das am selben Standort bis 2001 in Betrieb war und ebenfalls direkt durch die Elbe gekühlt wurde, bei geringem Wasserstand und hohen Temperaturen seine Leistung reduzieren mußte (940814). Aufgrund der Auflagen des Hamburger Senats hätte das neue Kraftwerk sogar den größten Teil des Jahres nur mit gedrosselter Leistung oder gar nicht betrieben werden können. Dennoch war in der heiß geführten Auseinandersetzung der Bau eines Kühlturms als naheliegende technische Lösung weder von den Gegnern noch von den Verfechtern des Kraftwerksneubaues ins Spiel gebracht worden. Anscheinend wollte die eine Seite nicht den Mythos gefährden, das Kraftwerk faktisch verhindert zu haben, während Vattenfall sich in der Rolle des unmäßig schikanierten Betreibers gefiel und erst mal alle rechtlichen Möglichkeiten prüfte, ob sich die wesentlich billigere Direktkühlung nicht doch noch verwirklichen lassen würde. Offenbar hat diese Prüfung nun ergeben, daß die Auflagen nicht zu kippen sind oder daß ein Rechtsstreit zumindest nicht opportun wäre.

Wie Vattenfall am 5. Juni mitteilte, wird das Problem durch Errichtung eines Hybrid-Kühlturms gelöst, der die Prinzipien von Trocken- und Naßkühlung miteinander verbindet. Der Kühlturm werde dann einspringen, wenn die Durchlaufkühlung aufgrund von Wasserstand und Sauerstoffgehalt der Elbe nicht mehr ausreicht. Er benötige dann weniger als einen Kubikmeter Wasser pro Sekunde aus der Elbe, um beide 800-MW-Blöcke zu kühlen. Mit 85 Meter werde er niedriger sein als die bereits genehmigten Kesselhäuser mit knapp 100 Meter Höhe. Den notwendigen Platz für die Anlage erhalte man durch den Abriß eines ölbefeuerten Gasturbinenkraftwerks (2 x 75 MW), das ursprünglich am alten Standort erhalten bleiben sollte, um der Abdeckung von Spitzenlasten zu dienen.

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