Mai 2009

090512

ENERGIE-CHRONIK


Geothermische Stromerzeugung kommt nur langsam voran

Die Stromerzeugung aus Erdwärme kommt in Deutschland langsamer voran als erwartet. Diese Feststellung enthält ein Bericht zum Stand der Geothermie in Deutschland, den das Bundeskabinett am 13. Mai beschloß und dem Bundestag zur weiteren Beratung zuleitete. Auch die erhöhte Förderung durch das Erneuerbare-Energien-Gesetz seit 2004 hat bisher lediglich zur Inbetriebnahme von zwei Kraftwerken mit einer elektrischen Leistung von insgesamt etwa 7 Megawatt geführt. Es handelt sich dabei um die Anlagen in Landau (071111) und Unterhaching (080511). Außerdem gibt es noch das Pilotprojekt in Neustadt-Glewe, das bereits 2003 in Betrieb ging, aber mit einer elektrischen Leistung von 230 Kilowatt eher von symbolischer Bedeutung ist (031116).

In Unterhaching und Neustadt-Glewe dient die Erdwärme vorrangig Heizzwecken, weshalb die thermische Leistung in der Heizperiode kaum oder gar nicht für die Stromerzeugung genutzt werden kann. In Landau ist eine Wärmelieferung in Vorbereitung. Die etwa sieben Projekte zur geothermischen Stromerzeugung, die sich noch im Bau befinden, werden ebenfalls größtenteils mit Wärmeversorgungen kombiniert.

Stromerzeugung aus Erdwärme ist schwieriger als deren bloße Nutzung für Heizzwecke

Generell sei die Stromerzeugung aus Geothermie mit größeren Wirtschaftlichkeitsrisiken verbunden als beispielsweise bei Windenergie oder Biomasse. Hinzu komme als Besonderheit das Fündigkeitsrisiko. Sie sei auch mit größeren Risiken behaftet als die reine Wärmeerzeugung aus Geothermie: Wegen des niedrigen Wirkungsgrades des Stromerzeugungsprozesses und des hohen Eigenbedarfs der Anlagen für die Tiefwasserpumpe und den Kühlkreislauf brauche man für eine rentable Stromerzeugung höhere Temperaturen und Fließraten als bei einer reinen Wärmeversorgung.

Insgesamt gibt es in Deutschland etwa 167 Anlagen zur Nutzung tiefer geothermischer Wärme, die eine thermische Leistung von etwa 100 Megawatt erbringen. Dabei überwiegt die direkte Nutzung für Thermalbäder und deren Gebäudewärmebedarf. Bei rund 13 Anlagen handelt es sich um Heizwerke mit Wärmenetzen für die Versorgung von Wohngebieten (inklusive der drei Anlagen mit wahlweiser Stromerzeugung in Neustadt-Glewe, Unterhaching und Landau). Neu hinzugekommen sind seit 2006 die Heizwerke in Pullach (10 MW thermisch), Neuruppin (2,1 MW thermisch) sowie Erding (Ausbau einer bestehenden Wärmeversorgung um 33 MW thermisch). Etwa 15 weitere geothermische Heizwerke befinden sich in Planung.

Petrothermale Projekte noch im Forschungsstadium

Eine wirklich breite Anwendung der Tiefengeothermie ist dem Bericht zufolge in Deutschland erst zu erwarten, wenn es gelingt, neben Thermalwasser auch trockene heiße Gesteinsschichten zu nutzen. Bei solchen "petrothermalen" Projekten könnte die thermische Leistung zur Wärmeversorgung oder Stromerzeugung an praktisch jedem Standort gewonnen werden, indem man Wasser durch die heißen Gesteinsschichten pumpt. Bislang befänden sich reine petrothermale Projekte aber noch im Forschungsstadium (Groß-Schönebeck, Soultz-sous-Forêts, Basel). In Soultz-sous-Forêts (Elsaß) sei die grundsätzliche Machbarkeit durch die Inbetriebnahme einer Pilotanlage unter Beweis gestellt worden. Eine belastbare Abschätzung der Kosten solcher Projekte, der Erfolgswahrscheinlichkeit und damit der wirtschaftlich erschließbaren Potentiale sei aber noch nicht möglich.

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