Februar 2006

060210

ENERGIE-CHRONIK


RWE versteigerte Strom-Optionen für Mittellast

Als erster deutscher Stromerzeuger versteigerte RWE Power am 30. und 31. Januar Optionen auf Kraftwerksleistungen, die den Erwerbern eine flexible Strombeschaffung zur Abdeckung von Mittellast ermöglichen sollen. An der Internet-Auktion beteiligte sich ein exklusiver Kreis von dreißig bis vierzig Stadtwerken, Energiehändlern und Industrieunternehmen. Der RWE-Konzern reagierte damit offenbar auf das zunehmende Bestreben kommunaler Energieversorger, unabhängiger von den Preisen am Spotmarkt zu werden und durch Vorhaltung eigener Kraftwerkskapazitäten die Strombeschaffungskosten zu senken (050307, 050111). Allerdings können bei dem jetzt praktizierten Modell eines "virtuellen Steinkohlekraftwerks" die vereinbarten Strommengen nur im Stundentakt abgerufen werden. Es eignet sich somit zwar für den Mittellastbereich, aber nicht für den Ausgleich kurzzeitiger Bedarfsschwankungen.

Die ausgeschriebene Leistung konnte in Blöcken von jeweils 10 Megawatt ersteigert werden. Insgesamt wurden so Optionen auf Kraftwerksleistungen von 200 Megawatt zum Preis von 247.000 Euro pro Megawattstunde verkauft. Sie berechtigen die Erwerber, innerhalb des Zeitraums von 2007 bis 2009 die vereinbarten Leistungen jederzeit in Anspruch zu nehmen. Zum Grundpreis kommt dann allerdings noch ein Lieferpreis, der den aktuellen Preis für Importsteinkohle sowie den Preis für Emissionszertifikate einbezieht.

Keine ausreichende Nachfrage gab es dagegen für das weitere Angebot von Optionen auf insgesamt 100 Megawatt für den Zeitraum von 2010 bis 2012. In diesem Fall sollte sich der Lieferpreis nach dem BAFA-Index für Importsteinkohle richten, um solchen Kunden entgegenzukommen, die keine Fremdwährungskomponente in der Preisformel wünschen (der Lieferpreis für die 200 MW im Zeitraum 2007 bis 2009 bezieht sich auf einen Dollar-basierten Index für Steinkohlenimporte nach Kontinentaleuropa). RWE erklärte die Zurückhaltung der Kunden mit der "gegenwärtig großen Ungewißheit bezüglich der regulatorischen und fundamentalen Rahmenbedingungen".