November 1998

981105

ENERGIE-CHRONIK


VEW Energie will Zwischenlager beim Kernkraftwerk Emsland errichten

Wie die VEW Energie AG am 25.11. mitteilte, wird auf dem Gelände des Kernkraftwerks Emsland bei Lingen ein Zwischenlager errichtet, das künftig alle verbrauchten Brennelemente der Anlage bis zum endgültigen Abtransport in ein Endlager aufnimmt. Schon seit längerem gebe es entsprechende Überlegungen, um die Zahl der Transporte auf ein Minimum zu reduzieren. Die jetzige Bauentscheidung werde "auch durch die Koalitionsvereinbarung zwischen den Regierungsparteien gestützt, nach der Nukleartransporte durch den Bau kraftwerksnaher Zwischenlager so weit wie möglich eingeschränkt werden sollen".

Der stellvertretende Vorsitzende der SPD-Bundestagsfraktion, Michael Müller, wertete den Bau des Zwischenlagers im Kernkraftwerk Emsland gegenüber der Neuen Osnabrücker Zeitung (26.11.) als "politisch und betriebswirtschaftlich kluge Entscheidung" mit Vorbildcharakter. Er könne allen Kernkraftwerksbetreibern nur empfehlen, diesem Beispiel zu folgen, wo es technisch möglich sei.

Bisher hat nur Obrigheim ein Zwischenlager

Ein solches Zwischenlager, wie es der Koalitionsvertrag grundsätzlich für jeden Kernenergie-Standort vorsieht, gibt es bisher nur im Kernkraftwerk Obrigheim, dem nach einem fast sechsjährigen atomrechtlichen Genehmigungsverfahren am 26.10. vom Wirtschaftsministerium Baden-Württemberg die entsprechende Betriebsgenehmigung erteilt wurde. Die Kernkraftwerk Obrigheim GmbH sieht damit "entscheidende Voraussetzungen für einen langfristigen Betrieb unter den derzeitigen politischen Vorzeichen erfüllt". Eine vorzeitige Stillegung der Anlage wäre "reine politische Willkür und eine durch nichts zu rechtfertigende Arbeitsplatzvernichtung", heißt es in einer Pressemitteilung des Unternehmens, dessen größter Anteilseigner die Energie Baden-Württemberg (EnBW) ist.

Presse spekuliert über Differenzen

Für die Berliner Zeitung (26.11.) zeugt die VEW-Entscheidung für den Bau eines Zwischenlagers von Meinungsverschiedenheiten bei den Kernkraftwerksbetreibern. VEW unterlaufe damit die von Bayernwerk-Chef Otto Majewski vertretene Strategie, sowohl an der Wiederaufarbeitung als auch an den Zwischenlagern Ahaus und Gorleben festzuhalten.

Laut Spiegel (30.11.) soll sich PreussenElektra-Chef Hans-Dieter Harig mit einem Beschwerdebrief an den VEW-Vorstand gewandt haben, weil die Entscheidung für den Bau des Zwischenlagers nicht mit PreussenElektra und RWE Energie als Mitbetreibern des Kernkraftwerks Emsland abgestimmt gewesen sei.