Juli 1997

970713

ENERGIE-CHRONIK


Neue US-Studie: Kein erhöhtes Krebsrisiko durch Nähe zu Hochspannungsleitungen

Das Leukämie-Risiko bei Kindern hängt nicht in statistisch auffälliger Weise mit der Nähe der Wohnung zu Hochspannungsleitungen zusammen. Zu diesem Ergebnis gelangte eine neue amerikanische Studie, die jetzt im "New England Journal oft Medicine" (Band 337, Seite 1) veröffentlicht wurde. Sie wurde von Wissenschaftlern des National Cancer Institute zusammen mit Leukämie-Spezialisten der renommiertesten amerikanischen Kliniken vorgenommen. Einbezogen wurden 636 Kinder mit akuter lymphoplastischer Leukämie und eine etwa gleich große Zahl gesunder Kinder als Vergleichsgruppe. Um zu ermitteln, in welchem Umfang die Kinder elektrischen und magnetischen Feldern ausgesetzt waren, nahmen die Forscher aufwendige Messungen in Wohnungen, Schulen und anderen Aufenthaltsräumen vor. Außerdem berücksichtigten sie die Nähe zu Überlandleitungen, Transformatoren und anderen Einrichtungen der öffentlichen Stromversorgung (FAZ, 16.7.; Welt, 25.7.; Tagesspiegel, 25.7.).

Die Studie gilt als die bislang sorgfältigste Untersuchung zu diesem Thema. Sie bekräftigt das Ergebnis, zu dem im vorigen Jahr bereits ein Komitee des amerikanischen National Research Council (NRC) gelangt war, nachdem es die gesamte internationale Fachliteratur zu diesem Thema ausgewertet hatte (siehe 961124). Auch eine in Deutschland durchgeführte epidemiologische Untersuchung, die der Mediziner Prof. Jörg Michalis in 770 niedersächsischen Wohnungen durchführte, hatte keinen statistisch signifikanten Zusammenhang zwischen Krebserkrankungen bei Kindern und den Magnetfeldern von Anlagen der Stromversorgung ergeben (siehe 960216). Andere Untersuchungen, die einen solchen Zusammenhang zu belegen scheinen, leiden unter teilweise gravierenden methodischen Mängeln. Dies gilt vor allem auch für die bekannte epidemiologische Studie von Nancy Wertheimer und Ed Leeper aus dem Jahre 1979, die in der Nähe von Hochspannungsleitungen ein angeblich doppelt so hohes Krebsrisiko zu finden vermeinten und damit maßgeblich die "Elektrosmog"-Diskussion entfachten: Die beiden Wissenschaftler von der University of Colorado in Denver hatten die magnetischen Feldstärken nicht gemessen, sondern nur nachträglich geschätzt. Hinzu war die zahlenmäßige Basis ihrer Studie zu klein, um statistisch wirklich aussagekräftig sein zu können.