Januar 1993

930102

ENERGIE-CHRONIK


Veba-Chef Piltz präzisiert seine energiepolitischen Vorstellungen

Auf der Wintertagung des Deutschen Atomforums in Bonn hat der Veba-Vorstandsvorsitzende Klaus Piltz am 26.1. seine Vorstellungen über einen energiepolitischen Konsens präzisiert. Er stellte klar, daß er die Kernenergie "auf absehbare Zeit für unverzichtbar" halte. Um das bei der Wiederaufarbeitung anfallende Plutonium verarbeiten zu können, müsse auch am Neubau der Siemens-Brennelemente-Fabrik in Hanau festgehalten werden, wobei die Betriebsgenehmigung auf die zu erwartende Menge von 40 Tonnen Plutonium und eine Betriebsdauer von gut zehn Jahren beschränkt werden könne. Piltz erneuerte seinen Vorschlag, auf die Wiederaufarbeitung nach Auslaufen der bestehenden Verträge zu verzichten. Auf das geplante Endlager für hochradioaktive Abfälle in Gorleben könne nur dann verzichtet werden, wenn sich dafür Ersatz, gegebenenfalls auch im Ausland, finden lasse.

Zugleich sprach sich Piltz nachdrücklich für die geplante Kommission aus, die einen neuen Energie-Konsens finden soll. Diese Kommision sei "nicht überholt". Ein Baustein des angestrebten Konsenses sei das Offenhalten der Option für die Kernenergie. Als weitere Konsens-Bausteine nannte Piltz Energiesparmaßnahmen, die verstärkte Nutzung der erneuerbaren Energien und den Ausbau der Kraft-Wärme-Kopplung. Dabei müsse die Akzeptanz einer preisgünstigen Stromerzeugung in großen Kraftwerkseinheiten gesichert bleiben (dpa, 26.1.; SZ, 27.1.; FAZ, 27.1.; siehe auch 921203).

Energie soll kein Wahlkampfthema werden

Die Bundesregierung will die Gespräche mit der Energiewirtschaft über die künftige Energiepolitik innerhalb eines halben Jahres abschließen, um dieses Thema aus dem Wahlkampf herauszuhalten. Dies erklärte Staatssekretär Clemens Stroetmann vom Bundesumweltministerium am 26.1. auf der Wintertagung des Deutschen Atomforums (FR, 27.1.).

Franzosen sehen Zusammenarbeit gefährdet

Der Präsident der französischen Reaktorfirma Framatome, Jean-Claude Leny, äußerte sich auf der Wintertagung des Deutschen Atomforums am 26.1. "zutiefst besorgt", daß die Kernenergie in Deutschland zu einer bloßen Option mit ungewisser Zukunft herabgestuft werden könnte. Dies könne die deutsch-französische Zusammenarbeit bei der Entwicklung einer neuen Generation von Druckwasser-Reaktoren gefährden (VWD, 26.1.).