Juni 1992

920603

ENERGIE-CHRONIK


Statoil mit Prüfung von Tunnel-Lösung für "Europipe" durchs Watt einverstanden

In der seit Monaten dauernden Auseinandersetzung um die "Europipe" von den norwegischen Erdgasfeldern nach Emden hat der norwegische Energiekonzern Statoil am 16.6. seine Bereitschaft erklärt, eine Tunnel-Lösung für die Teilstrecke durch das Naturschutzgebiet Wattenmeer prüfen zu lassen. Vorausgegangen war ein Gespräch zwischen dem niedersächsischen Ministerpräsidenten Gerhard Schröder (SPD) und Statoil-Chef Harald Norvik in Hannover. Schröder hatte dabei deutlich gemacht, daß seine Landesregierung einer offenen Verlegung der Pipeline durchs Wattenmeer nicht zustimmen werde. Die offene Verlegung war von Umweltverbänden scharf kritisiert worden.

Die Tunnel-Lösung würde den Bau der Pipeline um rund 250 Mio. Mark verteuern und den vorgesehenen Zeitplan gefährden. Statoil verhandelt deshalb derzeit auch über eine Anlandung in Holland. Die Norweger haben sich gegenüber einem deutschen Abnehmer-Konsortium (Thyssengas, Ruhrgas, BEB) verpflichtet, das Erdgas bis zum 1. Oktober 1995 in Emden anzuliefern. Die 640 Kilometer lange Europipeline soll in der ersten Phase rund 12,5 Mrd. Kubikmeter Gas liefern und damit rund 5% des gesamten deutschen Erdgasbedarfs decken. In der Endphase ist eine Jahreskapazität von rund 20 Mrd. Kubikmetern geplant. Davon sind rund 60% für den deutschen Markt bestimmt, der Rest für Holland und Österreich. Die niedersächsische Landesregierung hat ein Interesse an den Gaslieferungen, da damit ein geplantes Großkraftwerk der PreussenElektra in Stade betrieben werden soll (dpa, 16.6.; Welt, 17.6.; Handelsblatt, 17.6.; siehe auch 920207).