Juni 2018

180605

ENERGIE-CHRONIK


 


Die ehemalige E.ON Russia, die vor zwei Jahren in Unipro umbenannt wurde, ist eine tragende Säule des Uniper-Geschäfts. Sie betreibt in Russland fünf Kraftwerks-Standorte mit einer Leistung von mehr als zehntausend Megawatt. Dazu gehört das größte russische Wärmekraftwerk Surgutskaja GRES-2 mit einer Leistung von 5.600 MW. Das Foto zeigt im Vordergrund die acht Blöcke mit jeweils 800 MW, die in den achtziger Jahren errichtet wurden. Im Hintergrund sieht man die beiden GuD-Kraftwerke mit jeweils 400 MW, die E.ON Russia hinzugefügt hat (110708).

Der Strom- und Wärmeerzeuger Unipro passt hervorragend zu den russischen Aktivitäten des Fortum-Konzerns, der Ende Juni die E.ON-Aktien an Uniper übernommen hat (siehe unten). Die russische Kartellbehörde hat ihn jedoch vor kurzem als strategisches Unternehmen eingestuft. Das bereitet nicht nur Fortum Bauchschmerzen. Der US-Hedgefonds Elliott droht dem Uniper-Vorstand sogar mit einem Sonderprüfer und Klage auf Schadenersatz, weil diese Einstufung ein abgekartetes Spiel mit den russischen Behörden gewesen sein könnte, um den zwischen E.ON und Fortum vereinbarten Handel zu sabotieren. Insbesondere habe der Vorstand zu verantworten, dass die Unipro-Wasseraktivitäten am Standort Surgutskaya im Januar dieses Jahres als "natürliches Monopol" registriert wurden.

Foto: Unipro

E.ON blockt Misstrauensantrag gegen Uniper-Vorstand ab

Auf der Hauptversammlung der Uniper SE am 6. Juni hat der Noch-Großaktionär E.ON einen Mißtrauensantrag gegen den Vorstand des Unternehmens abgeblockt. Eine in Luxemburg registrierte Beteiligungstochter des US-Hedgefonds Elliott, die rund acht Prozent der Uniper-Aktien besitzt, hatte die Einsetzung eines Sonderprüfers beantragt. Dieser sollte angebliche Pflichtverletzungen untersuchen, die der Vorstand begangen habe, indem er mit Hilfe der russischen Kartellbehörde versucht habe, den vereinbarten Verkauf des Unternehmens an den finnischen Fortum-Konzern zu hintertreiben. Zugleich sollte er mögliche Schadenersatzansprüche prüfen, die sich daraus für die Aktionäre ergäben. Die Attacke auf den Uniper-Vorstand hatte indessen keine Chance. Die Hauptversammlung folgte mit knapp 90 Prozent der Stimmen der Empfehlung des E.ON-Chefjustiziars Guntram Würzberg, den Antrag auf die nächste Hauptversammlung zu vertagen. Auf dieser wird dann der Fortum-Konzern das Gros der Aktien und damit das Sagen haben.

Hedgefonds stört sich an Restriktionen für russische Uniper-Tochter

Der US-Hedgefonds will ein möglichst hohes Abfindungsangebot für die von ihm erworbenen Uniper-Aktien herausschlagen, wenn das E.ON-Aktienpaket von 46,7 Prozent an Fortum übergeht. Dabei stört ihn empfindlich, dass die Uniper-Tochter Unipro, die in Russland im Bereich der Strom- und Wärmeerzeugung tätig ist und in den letzten Jahren rund ein Drittel zum operativen Ergebnis der Mutter beisteuerte, von der russischen Kartellbehörde im August 2017 als strategisches Unternehmen eingeordnet wurde. Diese Maßnahme erfolgte aufgrund eines eher nebensächlichen Wassergeschäfts, das mit dem Kraftwerksbetrieb verbunden ist und 2017 nur einen Umsatz von knapp 17 Millionen Euro erreichte. Die so erfolgte Einstufung ermöglicht indessen die Anwendbarkeit des russischen Gesetzes über strategische Investitionen, stellt die weitere Konsolidierung von Unipro im Konzernabschluss der Uniper-Gruppe in Frage und schmälert die Attraktivität des zwischen E.ON und Fortum vereinbarten Geschäfts. Der US-Hedgefonds glaubt Anhaltspunkte dafür zu haben, dass der Uniper-Vorstand diese Einstufung im Zusammenspiel mit den russischen Behörden veranlaßt habe, um den zwischen E.ON und Fortum vereinbarten Handel zu sabotieren.

"Unipro wurde schon im August 2017 als strategisches Unternehmen eingestuft"

Der Aufsichtsrat von Uniper, der bislang noch von E.ON beherrscht wurde, hatte die Vorwürfe schon vor der Hauptversammlung zurückgewiesen und die Ablehnung des Antrags empfohlen. Seiner Darstellung zufolge war Unipro aufgrund der Wasseraktivitäten stets ein strategisches Unternehmen im Sinne des russischen Gesetzes. Das sei nach einer Auseinandersetzung, die bereits 2015 begonnen habe, mit der behördlichen Entscheidung vom August 2017 auch förmlich bestätigt worden. Die Registrierung der Unipro-Wasseraktivitäten am Standort Surgutskaya als natürliches Monopol, mit denen der US-Hedgefonds seine Vorwürfe begründete, sei erst nach Beendigung dieser Auseinandersetzung Ende November 2017 beantragt und am 30. Januar 2018 von den Behörden genehmigt worden. Außerdem sei es zu einem Briefwechsel bzw. einem Gespräch mit russischen Behörden gekommen, um im Interesse des Unternehmens und seiner Aktionäre neu aufgeworfene Fragen zu klären, nachdem E.ON und Fortum die Überlassung der Uniper-Aktien vereinbart hatten.

Verkauf der E.ON-Beteiligung an Fortum abgeschlossen

Am 15. Juni teilte die E.ON SE mit, dass sie den Verkauf ihrer Uniper-Beteiligung an Fortum in Kürze erfolgreich abschließen werde. Alle Bedingungen für den Abschluss des freiwilligen öffentlichen Übernahmeangebots seien nunmehr erfüllt. Die Transaktion werde damit in den nächsten zwei Wochen vollzogen und abgeschlossen, wodurch E.ON einen Erlös von rund 3,8 Milliarden Euro erhalte. Am 26. Juni folgte die Mitteilung, dass der Verkauf des Uniper-Aktienpakets an Fortum abgeschlossen sei.

 

Links (intern)

zur Übernahme von Uniper durch Fortum: