Januar 2018

180105

ENERGIE-CHRONIK


 

Ihren bislang niedrigsten Stand erreichten die deutschen Treibhausgas-Emissionen vor neun Jahren. Seitdem waren aber keine weiteren Fortschritte zu verzeichnen. Sie wurden sogar um 6,7 Millionen Tonnen größer (siehe auch Tabelle).

Treibhausgas-Emissionen sind höher als 2009

Anstatt zu sinken, sind die deutschen Treibhausgas-Emissionen in zwei aufeinander folgenden Jahren weiter gestiegen. Wie das Umweltbundesamt (UBA) am 23. Januar mitteilte, wurden 2016 insgesamt 909,4 Millionen Tonnen CO2-Äquivalente ausgestoßen. Das sind 2,6 Millionen Tonnen mehr als 2015 und 6,7 Millionen Tonnen mehr als 2014. Sogar der Stand des Jahres 2009 wurde noch leicht überschritten. Die Zahlen entstammen dem Nationalen Inventarbericht 1990 – 2016, den das UBA jetzt der EU-Kommission übermittelt hat.

Mit 332,1 Millionen Tonnen stellte die Energiewirtschaft 36,5 Prozent und damit wiederum den Großteil der Emissionen. Zugleich ergaben sich hier mit 4,6 Millionen Tonnen aber auch die größten CO2-Minderungen, obwohl die Stromexporte gestiegen sind. "Wenn wir im Klimaschutz schnell etwas erreichen wollen, dann müssen wir uns um die Kohleverstromung kümmern", meinte UBA-Präsidentin Maria Krautzberger. "Ich rate weiter dazu, Braun- und Steinkohlekraftwerke, die älter als 20 Jahre sind, nur noch mit maximal 4.000 Volllaststunden pro Anlage pro Jahr laufen zu lassen. Zudem sollten mindestens 5 Gigawatt der ältesten und ineffizientesten Braunkohlekraftwerke ganz stillgelegt werden."

Verkehrsbedingte Emissionen liegen sogar über dem Stand von 1990

Aber auch beim Verkehr muß endlich gehandelt werden. Hier sind die Emissionen erneut angestiegen und liegen mit 166,8 Millionen Tonnen sogar wieder oberhalb der Emissionen des Jahres 1990. Den größten Anteil daran hat mit 96 Prozent der Straßenverkehr, dessen Emissionen um 3,7 Millionen Tonnen angestiegen sind, weil immer mehr Güter auf der Straße transportiert werden. Hinzu kommt der ungebrochene Trend zu immer größeren und schwereren Autos. "Wir brauchen ein Umsteuern im Verkehr", sagte Krautzberger. "Laut Klimaschutzplan der Bundesregierung sollen bis 2030 die Emissionen des Verkehrs um rund 70 Millionen Tonnen sinken. Das kann auch gelingen, wenn die Autos deutlich sparsamer werden und wir eine Quote für Elektroautos bekommen. Der gesetzliche Rahmen stimmt aber nicht. Wir empfehlen der EU daher vor allem, bei Autoneuzulassungen ab 2025 nicht mehr als 75 Gramm/CO2 pro Kilometer im Schnitt der Flotte zu erlauben. Der aktuelle Entwurf der Kommission für CO2-Grenzwerte bei Pkw ist zu wenig ambitioniert."

Die Emissionen aus der Wärmeversorgung von Gebäuden stiegen witterungsbedingt gegenüber 2015 wieder um 3,6 Millionen Tonnen, da mehr Energie für das Heizen verwendet wurde. In der Landwirtschaft sanken die Emissionen leicht gegenüber dem Vorjahr auf 65,2 Millionen Tonnen; ausschlaggebend war ein geringerer Einsatz von mineralischen Düngern. Dagegen sind die Emissionen von Industrieprozessen um 1,4 Prozent gestiegen, insbesondere durch die Zunahme in der Metallindustrie.

Auf Kohlendioxid entfallen 88,2 Prozent des Treibhausgas-Potenzials

Mit 88,2 Prozent dominierte auch 2016 Kohlendioxid (CO2) die Treibhausgasemissionen. Es stammte größtenteils aus der Verbrennung fossiler Energieträger. Die übrigen Emissionen verteilen sich auf Methan (CH4) mit 6 Prozent und Lachgas (N2O) mit 4,2 Prozent, hauptsächlich durch die Landwirtschaft. Gegenüber 1990 sanken die Emissionen von Kohlendioxid um 23,9 Prozent, Methan um 54,4 Prozent und Lachgas um 41,1 Prozent.

Die restlichen 1,7 Prozent der klimaschädlichen Emissionen entfallen auf Fluorierte Treibhausgase (F-Gase), die aber zum Teil ein sehr hohes Treibhauspotenzial haben. Hier verläuft die Entwicklung weniger einheitlich: In Abhängigkeit von der Einführung neuer Technologien sowie der Verwendung dieser Stoffe als Substitute sanken die Emissionen von Schwefelhexafluorid (SF6) bzw. Fluorkohlenwasserstoffen (FKW) seit 1995 um 40 bzw. 87,5 Prozent. Die Emissionen der halogenierten FKW (H-FKW) sind seitdem um 31,1 Prozent anstiegen. Die Emissionen von Stickstofftrifluorid (NF3) stiegen auf niedrigem Niveau seit 1995 um 110,7 Prozent an, gehen aber seit 2010 wieder sehr schnell zurück.

 

Links (intern)

 

 

Deutsche Treibhausgas-Emissionen von 1990 bis 2016

(Quelle: Nationaler Inventarbericht des Umweltbundesamts zum Deutschen Treibhausgasinventar 1990 – 2016, gekürzte Version für die EU, Stand 15.01.2018

 

Treibhausgase in Kilotonnen CO2-Äquivalent
1990
1991
1992
1993
1994
1995
1996
1997
1998
1999
2000
2001
2002
2003
2004
2005
2006
2007
2008
2009
2010
2011
2012
2013
2014
2015
2016
1. Energie (Verbrennung von Energieträgern)
1.036.736
999.781
951.069
941.977
919.621
918.241
939.250
907.873
898.179
873.677
870.548
891.010
874.640
869.832
852.969
832.396
841.916
815.660
820.242
762.662
802.121
778.782
785.284
802.413
762.351
768.072
771.901
2. Industrieprozesse  
97.172
93.481
93.697
94.840
100.630
98.903
97.008
97.308
83.488
75.435
78.353
74.938
73.603
77.539
79.491
76.265
76.541
77.803
73.931
66.358
63.404
63.409
62.455
62.330
62.361
60.925
61.797
3. Landwirtschaft
79.398
71.792
69.334
68.324
66.438
67.861
67.866
66.951
66.924
67.719
67.415
66.973
64.870
63.883
63.807
63.254
62.351
61.772
64.148
63.425
62.647
64.286
63.849
65.004
66.289
66.690
65.228
4. LULUCF*
-31.312
-28.804
-29.373
-29.281
-32.547
-33.055
-33.131
-34.162
-34.536
-35.607
-37.960
-38.576
-4.237
-6.249
-9.362
-12.060
-12.444
-11.867
-18.765
-18.029
-16.369
-15.733
-14.476
-14.288
-14.891
-14.376
-14.479
 davon CO2
-33.018
-30.503
-31.098
-30.979
-34.239
-34.741
-34.821
-35.843
-36.212
-37.281
-39.633
-40.234
-5.883
-7.895
-10.987
-13.674
-14.071
-13.502
-20.414
-19.694
-18.045
-17.421
-16.178
-15.995
-16.603
-16.097
-16.204
 davon N2O & CH4**
1.706
1.699
1.725
1.698
1.692
1.686
1.689
1.680
1.676
1.674
1.673
1.657
1.646
1.645
1.626
1.614
1.627
1.636
1.649
1.665
1.677
1.688
1.703
1.707
1.712
1.721
1.725
5. Abfall
38.354
39.747
40.325
40.140
39.344
38.362
36.922
33.965
31.854
30.213
28.651
26.987
25.592
24.075
22.636
21.173
19.514
18.193
16.958
15.737
14.610
13.828
13.039
12.258
11.674
11.065
10.478
 
gesamt
1.251.660
1.204.801
1.154.425
1.145.281
1.126.033
1.123.367
1.141.046
1.106.097
1.080.445
1.047.044
1.044.967
1.059.908
1.038.705
1.035.329
1.018.903
993.088
1.000.322
973.428
975.279
908.182
942.782
920.305
924.627
942.005
902.675
906.752
909.404
gesamt + LULUCF*
1.220.348
1.175.997
1.125.052
1.116.000
1.093.486
1.090.312
1.107.915
1.071.935
1.045.909
1.011.437
1.007.007
1.021.332
1.034.468
1.029.080
1.009.541
981.028
987.878
961.561
956.514
890.153
926.413
904.572
910.151
927.717
887.784
892.376
894.925


 * LULUCF = Land Use, Land-Use Change and Forestry (Landnutzung, Landnutzungsänderungen und Forstwirtschaft)

** N2O & CH4 = Methan und Distickstoffoxid (Lachgas)