Oktober 2017

171009

ENERGIE-CHRONIK


Probleme bei Siemens-Gamesa sind größer als erwartet

Die neu entstandene Siemens Gamesa Renewable Energy S.A. (SGRE) hat noch größere Probleme, als aus dem ersten Vierteljahresbericht nach der Fusion hervorging (170805). Im Oktober korrigierte sie ihre Gewinnerwartungen weiter nach unten. Zugleich verfügte der Mehrheitsaktionär Siemens die Neubesetzung von drei Führungsposten.


An der Madrider Börse sank der Kurs der Gamesa-Aktie seit der Fusion schier unaufhaltsam. Am 25. Oktober erreichte er mit 10,83 Euro den bisher tiefsten Stand.

Am 13. Oktober veröffentlichte SGRE eine Pflichtmitteilung mit der zweiten Gewinnwarnung binnen drei Monaten: Demnach wird sie in ihrem ersten Geschäftsjahr, das am 30. September zu Ende ging, nur noch 790 Millionen Euro vor Zinsen und Steuern (Ebit) erwirtschaften. Im Juli war das Ebit mit 900 Millionen Euro veranschlagt worden. Es ist somit im zweiten Quartal nach der Fusion um 110 Millionen Euro zurückgegangen. Genauere Zahlen zum abgelaufenen Geschäftsjahr will das Unternehmen am 6. November vorlegen.

Als Ursache des Rückschlags nannte der Vorstandsvorsitzende Markus Tacke die notwendige Neubewertung von Lagerbeständen in den USA und Südafrika. Offenbar handelt es sich dabei um landgestützte Windkraftanlagen und damit erneut um jenen Teil des Geschäfts, den die spanischen Partner in das fusionierte Unternehmen eingebracht haben. Im Juli war ein weltweiter Auftragsrückgang bei landgestützten Windkraftanlagen für die Schwierigkeiten verantwortlich gemacht worden: Im bislang wichtigsten Wirtschaftsraum Asien seien die Aufträge um 87 Prozent geschrumpft, auf dem amerikanischen Kontinent um 53 Prozent und im Wirtschaftsraum Europa-Arabien-Afrika um fast 15 Prozent. Insbesondere sei in Indien das Geschäft so gut wie völlig zum Erliegen gekommen.

Am 20. Oktober gab SGRE die Neubesetzung von drei Führungsposten bekannt: Der Finanzvorstand Andrew Hall wird zum 1. Dezember von Miguel Angel Lopez abgelöst. Die Offshore-Sparte, die bisher Michael Hannibal unterstand, wird ab 1. November von Andreas Nauen geleitet. Der bisherige Generalsekretär des Verwaltungsrats und Chefsyndikus, José Antonio Cortajarena, wird ab sofort durch Jürgen Bartl ersetzt. Die Neubesetzungen sollen den Wünschen von Gamesa-Chef Tacke entsprechen, der vor der Fusion die Siemens Wind Power geleitet hat.

Börsenwert hat sich nach der Fusion halbiert

Die Fusion von Siemens Wind Power und Gamesa wurde im Juni vorigen Jahres in die Wege geleitet (160601) und am 3. April mit der Eintragung ins Handelsregister der spanischen Stadt Bilbao abgeschlossen. Der Siemens-Konzern ist an dem neuen Unternehmen mit 59 Prozent beteiligt und kann es somit in seiner Bilanz konsolidieren.

Als die Verkaufsverhandlungen Anfang 2016 bekannt wurden, legte der Kurs der Gamesa-Aktie um mehr als zwanzig Prozent zu. Bis zum Vollzug der Fusion erreichte er 22 Euro. Noch im April sank er aber wieder auf unter 20 Euro, und ab Juni bewegte er sich fast fast kontinuierlich abwärts bis unter 11 Euro. Erst Anfang Oktober ging es wieder leicht aufwärts – bis die Gewinnwarnung kam und den Kurs erneut unter 12 Euro sinken ließ (siehe Grafik). Die kurz darauf verfügten personellen Umbesetzungen überzeugten die Aktionäre auch nicht, denn der Kurs fiel bis 25. Oktober weiter bis auf 10,83 Euro.

 

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