Oktober 2016

161012

ENERGIE-CHRONIK


Erste Stromverbindung mit Belgien wird als HGÜ-Kabel ausgeführt

Die beiden Übertragungsnetzbetreiber Amprion und Elia haben den Bau der ersten Stromleitung zwischen Deutschland und Belgien in Angriff genommen. Sie verbindet den Netzknoten Oberzier im Raum Aachen mit dem Netzknoten Lixhe in der Nähe von Liège (Lüttich). Im Unterschied zu allen bisherigen Landverbindungen innerhalb des westeuropäischen Verbundnetzes handelt es sich aber nicht um eine Drehstromleitung, sondern um eine Hochspannungs-Gleichstromübertragung (HGÜ). Hinzu wird diese komplett verkabelt.

Das rund hundert Kilometer lange HGÜ-Kabel verläuft jeweils zur Hälfte auf deutschem und belgischem Gebiet. Den Auftrag zur Lieferung erhielt für 125 Millionen Euro die französische Silec Cable, die eine Tochter des weltgrößten Draht- und Kabelherstellers General Cable (USA) ist. Die Verlegung auf der belgischen Seite ist in dieser Summe inbegriffen. Amprion will den Auftrag zur Verlegung erst später erteilen. Die Auftragsvergabe für den Bau der beiden Konverterstationen dürfte in Kürze zu erwarten sein.

Wegen der Ringflüsse täte es eine einfache Drehstromverbindung nicht

Das Projekt steht auf der Liste der vordringlichen Energieprojekte (PCI), die von der EU finanziell unterstützt werden und bekam den Namen ALEGrO als Abkürzung für "Aachen Liège Electricity Grid Overlay". Es soll vor allem die Überlastung des belgischen Netzes mildern, die durch die Ringflüsse zwischen Nord- und Süddeutschland verursacht wird. Wegen der innerdeutschen Netzengpässe sucht sich der in Norddeutschland erzeugte Windstrom seinen Weg nach Süden zu einem erheblichen Teil über die Niederlande, Belgien und Frankreich, während er im Osten die Netze Polens und Tschechiens belasten und dadurch sogar die Auflösung der deutsch-österreichischen Stromhandelszone erzwingt (150907, 161016) .

Eine bloße Verbindung der beiden Netzknoten durch eine 380-kV-Drehstromleitung hätte an dieser Problematik nicht viel geändert. Das HGÜ-Kabel kann dagegen eine Leistung von 1.000 MW mit einer Spannung 320 Kilovolt unabhängig von den angrenzenden Netzen übertragen. Es wirkt sich nicht wie eine zusätzliche Vermaschung des westeuropäischen Verbundnetzes aus, sondern – je nach Betriebsrichtung – wie ein Großkraftwerk oder ein Großverbraucher. Strommenge und Flußrichtung können den jeweiligen Bedürfnissen angepaßt und genau dosiert werden.

 

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