März 2015

150304

ENERGIE-CHRONIK


Energiekonzerne tief in den roten Zahlen

Auf der Liste der "Kapitalvernichter", die die Deutsche Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW) am 26. März veröffentlichte, rangieren die Energiekonzerne RWE und E.ON an 35. und 43. Stelle. Die RWE-Aktie erlitt demnach von 2010 bis 2014 einen Wertverlust um 62,1 Prozent, die von E.ON um 51,4 Prozent. Angeführt wird die Liste von der SolarWorld AG, deren Aktie in diesem Zeitraum um 99,5 Prozent in den Keller ging.

Betrachtet man nur den exklusiven Kreis jener Großunternehmen, die im "Deutschen Aktien-Index" (DAX) gelistet sind, belegen RWE und E.ON sogar den dritten und vierten Platz der größten Kapitalvernichter. Spitzenreiter ist hier die Commerzbank-Aktie mit einem Verlust von 68,7 Prozent. Auf dem siebten Platz folgt die Deutsche Bank mit einem Minus von 41,7 Prozent.

E.ON machte im vergangenen Jahr 3,2 Milliarden Euro Verlust

Am 10. März teilte der RWE-Konzern mit, daß sich seine Nettoverschuldung mit 31 Milliarden Euro weitgehend unverändert auf dem Vorjahresniveau bewege. Einen Tag später gab der E.ON-Konzern für das vergangene Jahr den bisher größten Verlust seiner Firmengeschichte bekannt. Er beläuft sich auf 3,2 Milliarden Euro. Am 17. März bezifferte die Energie Baden-Württemberg (EnBW) ihre im Vorjahr entstandenen Verluste mit 451 Millionen Euro.

Keineswegs rosig ist auch die Lage beim vierten großen deutschen Energiekonzern. Die einstige Vattenfall Europe AG unterliegt aber nicht mehr den aktienrechtlichen Bestimmungen, da der schwedische Mutterkonzern sie im September 2012 in die Rechtsform einer Gesellschaft mit beschränkter Haftung (GmbH) überführt hat (140501).

Greenpeace-Studie erklärt Niedergang mit Blindheit des Managements

Die Umweltorganisation Greenpeace veröffentlichte am 10. März eine Studie, derzufolge die Schieflage der großen Energiekonzerne nicht primär auf die Energiewende zurückzuführen ist, sondern durch Fehlsteuerungen des Managements verursacht wurde. Statt sich rechtzeitig am Ausbau der Erneuerbaren Energien zu beteiligen, hätten die Unternehmen für eine Laufzeitverlängerung ihrer Atomkraftwerke gekämpft und den fossil befeuerten Kraftwerkspark erweitert. Verfasser der umfangreichen Analyse sind die Professoren Heinz-Josef Bontrup und Ralf-Michael Marquardt von der Westfälischen Hochschule in Recklinghausen.

Aussicht auf wirtschaftliche Besserung können die Autoren nicht erkennen. Die hohe Verschuldung der Konzerne gehe mit einem schlechten Kreditrating einher. Der Wert ihrer konventionellen Kraftwerke sinke durch den steigenden Anteil der Erneuerbaren Energien. Die miserablen Geschäftsaussichten der vier Konzerne gefährdeten auch die Erfüllung ihrer Verpflichtungen zur Beseitigung der nuklearen Hinterlassenschaften und der Umweltfolgen des Braunkohletagebaus. "Die Bundesregierung muß dringend dafür sorgen, dass die Rückstellungen der Energieversorger in einer öffentlich-rechtlichen Stiftung gesichert werden", forderte deshalb der Greenpeace-Energieexperte Tobias Austrup. "Der Steuerzahler soll nicht für die Managementfehler von vormals blendend verdienenden Konzernen aufkommen müssen."

Links (intern)

Link (extern, ohne Gewähr)