Januar 2015

150115

ENERGIE-CHRONIK


 


Über die nach langen Jahren erzielte Einigung freuen sich Badenova-Chef Thorsten Radensleben, der Staufener Bürgermeister Michael Benitz, die Müllheimer Bürgermeisterin Astrid Siemes-Knoblich, Badenova-Vorstand Mathias Nikolay und der Geschäftsführer der Stadtwerke Müllheim-Staufen GmbH, Jochen Fischer (v.l.n.r.).

Foto: Stadtwerke Müllheim-Staufen

Streit um Gasnetz nach elf Jahren beigelegt

Die 2009 gegründeten Stadtwerke Müllheim-Staufen (090413) sind seit 1. Januar 2015 neuer Eigentümer des 118 Kilometer langen Gas-Verteilnetzes in Müllheim und Staufen. Sie zahlen dafür dem Freiburger Energieversorger Badenova 8,75 Millionen Euro. Sie übernehmen das Netz aber vorerst nicht in eigene Regie, sondern verpachten es der Badenova bis Ende 2024, so daß deren Netztochter für weitere zehn Jahre den Betrieb übernimmt. Mit diesem Kompromiß endete jetzt eine Auseinandersetzung, die 2003 begonnen hatte, als die Stadt Staufen die Konzession für Badenova auslaufen ließ, ohne sie zu erneuern oder anderweitig zu vergeben.

Wie die Beteiligten am 22. Dezember mitteilten, werden sie alle Klagen zurückziehen, mit denen sie in den vergangenen Jahren ihre jeweilige Rechtsposition durchzusetzen versuchten. Der Kaufpreis beruht auf einem Gutachten, das beide Seiten in Auftrag gegeben haben. Die Summe wird von den Gesellschaftern der Stadtwerke entsprechend ihren Anteilen aufgebracht: Neben den beiden Städten Müllheim (48,9 Prozent) und Staufen (26,0 Prozent) gehört dazu die Kommunalpartner Beteiligungsgesellschaft mbH & Co. KG (25,1 Prozent), hinter der sechs baden-württembergische Stadtwerke stehen (090413).

Schadensausgleich für Erdbewegungen in Staufen

Die Höhe des vereinbarten Pachtpreises wurde nicht mitgeteilt. Unklar bleibt auch die genaue Höhe der siebenstelligen Entschädigung, welche die Badenova für Schäden am Gasnetz erhält, die durch Erdbewegungen im Gefolge einer Erdsonden-Bohrung in Staufen entstanden sind (090415). Schon im März 2010 hatte die Badenova deshalb Mehrkosten von rund 860.000 Euro geltend gemacht. Zuletzt hatte sie im August 2011 eine Summe von 1,15 Millionen Euro genannt.

Die Stadtwerke wollen sich die Möglichkeit offenhalten, das Netz nach Ablauf der Pachtzeit selber zu betreiben. Die Vereinbarung sieht deshalb vor, daß Badenova ab einem noch festzulegenden Zeitpunkt das Personal der Stadtwerke so einbezieht und schult, daß es zum alleinigen Betrieb des Gasnetzes befähigt wird.

Ähnliche Lösung beim Stromnetz

Schon im Oktober 2012 hatten die Stadtwerke Müllheim-Staufen eine ähnliche Vereinbarung mit der EnBW-Tochter Energiedienst erzielt, der bis dahin das Stromnetz gehörte. Sie übernahmen rückwirkend zum 1. Januar 2012 das Netz in beiden Städten, verpachteten es aber zugleich bis Ende 2018 an den bisherigen Betreiber. Auch hier soll die Übergangszeit von gut sechs Jahren genutzt werden, um die gegenwärtig 40 Stadtwerke-Mitarbeiter zum selbständigen Betrieb der Stromversorgung zu befähigen.

Neuer Gesellschafter bei Südweststrom

Zum Jahreswechsel sind die Stadtwerke Müllheim-Staufen als 57. Gesellschafter der Südwestdeutschen Stromhandels GmbH (Südweststrom) beigetreten. Der neue Gesellschafter hält 0,54 Prozent an der Stadtwerke-Kooperation. Deren Stammkapital erhöht sich dadurch um 80.000 Euro.

Die 1999 gegründete Südweststrom (990216, 980707) besorgt heute für mehr als 160 kommunale Energieversorger den gemeinsamen Einkauf von Strom und Gas. Zu ihren Dienstleistungen gehören aber auch das Energiedatenmanagement, das preisorientierte Lastmanagement oder die Beteiligung an Erzeugungsanlagen (120704, 121119). Am Firmensitz in Tübingen sind derzeit über 80 Mitarbeiter beschäftigt.

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