Oktober 2014

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ENERGIE-CHRONIK


 


So stellt sich der deutsche Gasmarkt neuerdings aus Sicht der Bundesnetzagentur dar. Die EWE-Fusionskontrolle war für die Behörde Anlaß, neue Entwicklungen zu berücksichtigen und die bisherige Abgrenzung von Teilmärkten zu verändern. Die Abkürzungen RLM und SLP im Endkundenbereich stehen für "registrierende Leistungsmessung" (Großverbraucher) und "Standardlastprofil" (Kleinverbraucher).

Grafik: Bundesnetzagentur

EWE hat VNG-Mehrheit endlich in trockenen Tüchern

Sieben Jahre nach Beginn eines heftigen Machtkampfs um die Führung beim ostdeutschen Gasverteiler VNG hat sich der Oldenburger Kommunalkonzern EWE definitiv die Aktienmehrheit an dem Unternehmen gesichert. Wie das Bundeskartellamt am 23. Oktober mitteilte, hat es dem im März vereinbarten Handel mit der BASF-Tochter Wintershall zugestimmt. Die EWE darf somit die bisher der Wintershall gehörenden VNG-Aktien übernehmen und ihre Beteiligung von 47,9 auf 63,7 Prozent ausbauen. Die Freigabe erfolgte ohne Auflagen und Bedingungen.

"Das Zusammenschlußvorhaben konnte aufgrund der positiven wettbewerblichen Entwicklungen im Gasbereich freigegeben werden", erklärte der Kartellamtspräsident Andreas Mundt. "Angesichts der neueren Entwicklungen im Gasbereich sind die Märkte auf der Großhandelsstufe zusammengewachsen und dort bundesweit abzugrenzen. Lediglich der Markt für Haushaltskunden in der sogenannten Grundversorgung ist noch lokal bzw. regional abzugrenzen."

"Marktmacht hat sich auf ausländische Gasproduzenten verschoben"

Wie die Behörde weiter mitteilte, war das EWE-Fusionskontrollverfahren Anlaß zu intensiven Ermittlungen und zur Berücksichtigung neuer Entwicklungen auf den Gasmärkten. Dabei habe sich herausgestellt, daß die zum Teil jahrzehntelange Abgrenzung der Gasmärkte geändert werden müsse. Insgesamt sei das Amt zu folgenden Korrekturen gelangt:

EWE sucht "partnerschaftlichen Dialog" mit übrigen VNG-Aktionären

Die VNG-Hauptversammlung hatte den Verkauf des Wintershall-Aktienpakets an EWE im April nicht nur mehrheitlich, sondern einstimmig gebilligt. Dennoch wird der neue Mehrheitseigentümer nicht einfach durchregieren können. Zehn ostdeutsche Kommunen verfügten weiterhin über 25,79 Prozent und damit über eine Sperrminorität. Die restlichen 10,52 Prozent hält die russische Gazprom, die gemeinsam mit Kommunen und Wintershall über viele Jahre hinweg den Mehrheitserwerb durch EWE blockiert hatte (siehe Links und Hintergrund).

"Wir freuen uns über den erfolgreichen Abschluß der Transaktion und sind weiterhin daran interessiert, VNG in einem partnerschaftlichen Dialog mit allen Beteiligten weiterzuentwickeln", erklärte EWE-Finanzvorstand Heiko Sanders, der seit Juni anstelle von Wintershall-Chef Rainer Seele dem Aufsichtsrat der VNG vorsitzt. Voraussetzung sei jedoch, daß ein gemeinsames Verständnis zur strategischen Ausrichtung der VNG zwischen den Aktionären und in den Gremien der VNG etabliert werden könne. Dazu führe man offene Gespräche.

Vom Umsatz her ist VNG noch größer als EWE

Die EWE AG ist eines der wichtigsten deutschen Energieversorgungsunternehmen in der "zweiten Liga" hinter den vier großen Energiekonzernen E.ON, RWE, Vattenfall und EnBW. Sie ist vor allem in der Region Ems/Weser/Elbe, in Ostbrandenburg und auf Rügen in der Strom-, Gas- und Wasserversorgung tätig. Sie ist der größte deutsche Gasverteilnetzbetreiber und hat die meisten Gashaushaltskunden. Im vergangenen Jahr erzielte sie einen Umsatz von 8,9 Milliarden Euro, der zu mehr als 90 Prozent auf Deutschland entfiel.

Die VNG ist das flächendeckende Ferngasunternehmen in den neuen Bundesländern. Im vergangenen Jahr erzielte sie einen Umsatz von 11 Milliarden Euro, der zu mehr als 80 Prozent auf Deutschland entfiel. Hauptaktivitäten sind Import, Handel, Transport und Speicherung von Erdgas. Über ihre Tochtergesellschaft ONTRAS betreibt sie das Gasfernleitungsnetz in den ostdeutschen Bundesländern mit mehr als 7.200 Kilometer Länge. Darüber hinaus ist sie in der Erdgasförderung in Norwegen und in Dänemark sowie in weiteren fünf europäischen Ländern tätig. Seit 2013 gehört ihr außerdem der Gasvertrieb "Goldgas".

Links (intern)