Dezember 2012

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ENERGIE-CHRONIK


 

 

Das Wasserkraftwerk Nußdorf (links) ist eines der acht Laufwasserkraftwerke, die Österreichs Verbund jetzt von E.ON übernimmt (grüne Zone). Mit Ausnahme des Grenzkraftwerks Jochenstein an der Donau liegen alle am Inn. Schon 2009 hat E.ON dem Verbund ein Dutzend Wasserkraftwerke am Inn überlassen (graue Zone). Der österreichische Konzern verfügt damit künftig auf deutschem Gebiet über sämtliche Kapazitäten an diesem wasserreichen Fluß.

Foto: E.ON /Grafik: Verbund

E.ON tauscht Wasserkraft in Deutschland gegen Beteiligung an türkischem Stromkonzern

Der E.ON-Konzern überläßt dem staatlichen österreichischen Stromkonzern Verbund acht Wasserkraftwerke in Bayern sowie Strombezugsrechte aus österreichischen Speicherkraftwerken. Im Gegenzug erhält er vom Verbund dessen hälftige Beteiligung am türkischen Stromkonzern Enerjisa. Außerdem zahlt er dem Verbund 300 Millionen Euro in bar als Ausgleich für Investitionen, die nach der zum 1. Januar 2012 erfolgten Anteilsbewertung bei Enerjisa getätigt wurden. Dies vereinbarten beide Seiten am 3. Dezember. Die Transaktion soll noch im ersten Quartal des neuen Jahres abgeschlossen werden, sofern die Kartell- und Regulierungsbehörden zustimmen.

An den acht Laufwasserkraftwerken, die über eine durchschnittlichen Jahreserzeugung von mehr als zwei Terawattstunden verfügen, war der Verbund schon bisher direkt bzw. indirekt beteiligt. Sie werden ihm nun einschließlich der damit verbundenen Strombezugsrechte zu hundert Prozent gehören. Im einzelnen handelt es sich um folgende Anlagen:

Darüber hinaus kauft der Verbund im Zuge der Transaktion 20,3 Prozent der Kapazität an der Kraftwerksgruppe Zemm-Ziller (237 GWh) zurück. Das entspricht 60 Prozent des im Jahr 2009 mit E.ON vereinbarten Strombezugsrechts von 33,8 Prozent (090612). Ferner erwirbt er die 50-Prozent-Anteile der E.ON an den bestehenden Wasserkraftwerksprojekten Freilassinger Becken (rd. 18 MW), Tittmoninger Becken (rd. 18 MW) sowie Energiespeicher Riedl (300 MW).

Den hälftigen Anteil am türkischen Stromkonzern Enerjisa hatte der Verbund vor fünf Jahren erworben. Die anderen 50 Prozent werden von der Sabanci Holding gehalten, einem der größten türkischen Finanz- und Industrie-Konglomerate, das mehrheitlich im Besitz der gleichnamigen Familie ist. Laut "Wirtschaftsblatt" (4.12.) dürfte einer der Gründe für den Verkauf an E.ON sein, daß der mit knapp vier Milliarden Euro Nettoverschuldung belastete österreichische Staatskonzern nicht über die finanziellen Mittel verfügt, um den Expansionskurs der türkischen Partners mitzugehen. Unter anderem plant Enerjisa ein großes Braunkohlekraftwerk samt dem dazugehörigen Tagebau. Nach Angaben von E.ON umfaßt das Erzeugungsportfolio von Enerjisa derzeit rund 1.700 Megawatt an installierter Leistung in Gas-, Wasser- und Windkraftwerken. Weitere 2.000 Megawatt Kraftwerkskapazität sind derzeit im Bau und 1.500 Megawatt in der Entwicklungsphase. Darüber hinaus verfügt Enerjisa über ein Strom-Verteilgeschäft in der Region Baschkent mit rund 3,5 Mio Kunden. Gemeinsam mit Sabanci will E.ON bis 2020 eine Kraftwerkskapazität von insgesamt bis zu 8.000 Megawatt und damit einen Anteil von mindestens zehn Prozent an der türkischen Stromerzeugung erreichen.

Verbund-Chef Wolfgang Anzengruber bezifferte den Wert der getauschten Anteile mit 1,5 Milliarden Euro. Der Verbund hat sich die hälftige Beteiligung an der Erzeugungsgesellschaft Enerjisa im Jahr 2007 insgesamt 326 Millionen US-Dollar kosten lassen. Seitdem hat er weitere 950 Millionen Euro in das Gemeinschaftsunternehmen investiert. Der nunmehr erfolgte Verkauf der Anteile beschert ihm seinen Angaben zufolge aber dennoch "einen deutlichen Wertzuwachs aus dem Auslandsengagement in der Türkei". Gleichzeitig könne er damit seine Positionierung in Deutschland als wichtigstem Auslandsmarkt verbessern.

Laut E.ON beträgt die jetzt verkaufte Erzeugungsleistung insgesamt 351 Megawatt (MW). Auch nach Abschluß der Transaktion werde man mit einer Erzeugungskapazität von 2.300 MW ein führender Betreiber von Wasserkraftwerken in Deutschland bleiben. Weltweit verfüge E.ON sogar über 6.000 MW aus Wasserkraftwerken.

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