März 2011

110313

ENERGIE-CHRONIK


 


Während Teldafax die Rechnungen von Netzbetreibern und Lieferanten oft nur nach mehrfacher Mahnung bezahlte, flossen Unsummen in die Werbung. Das Fußballunternehmen Bayer 04 Leverkusen und sein Aushängeschild Rudi Völler (Bild) empfinden den Sponsor Teldafax inzwischen als so peinlich, daß sie vorzeitig aus dem millionenschweren Werbevertrag aussteigen wollen.

Teldafax kämpft ums Überleben - Gläubiger setzen neuen Chef ein

Der Stromanbieter Teldafax, der seit Monaten dem Verdacht der Insolvenzverschleppung ausgesetzt ist, hat einen neuen Chef bekommen und kämpft nun ganz offenkundig ums Überleben. Wie das Unternehmen am 11. März mitteilte, haben zwei Gläubiger das Aktienkapital übernommen und den Remscheider Sanierungsexperten Hans-Gerd Höptner als neuen Vorstandsvorsitzenden eingesetzt. Der bisherige Vorstandsvorsitzende Klaus Bath und Geschäftsführer Gernot Koch blieben jedoch weiterhin im Vorstand, um Höptner bei seiner Aufgabe zu unterstützen.

Mehrheitseigentümer von Teldafax sei nun die CPA Invest AG, die ihrerseits zu den Finanzdienstleistungsunternehmen der Swiss Factoring AG gehöre, über die der Fondsanbieter Debi Select Gruppe in die TelDaFax Holding AG investiert habe. Zweiter Gesellschafter sei der Finanzinvestor Sigma Citation Capital Strategies Limited. Hierbei handele es sich um eine eine Private-Equity-Gesellschaft mit Sitz in Jersey, die auf die Verwaltung osteuropäischer Vermögenswerte und auf Investments in etablierte Unternehmen mit Wachstumspotential spezialisiert sei. Laut "Handelsblatt" (10.3.) haben die beiden Gläubiger den Stromanbieter für 3,9 Millionen Euro übernommen.

Regulierungsbehörde prüft Geschäftspraktiken - Netzbetreiber kündigten Verträge

Vor dem Führungswechsel hatte sich die Lage des Unternehmens immer weiter zugespitzt. Die Staatsanwaltschaft Bonn leitete Ermittlungen wegen des Verdachts auf Insolvenzverschleppung ein. Die Bundesnetzagentur begann mit der Überprüfung der unseriösen Geschäftspraktiken, über die sich Tausende von Strom- und Gaskunden beschwert hatten. Zugleich waren immer weniger Netzbetreiber bereit, sich auf die Zahlungspraktiken des Unternehmens einzulassen, das seine Rechnungen nur schleppend und oft erst nach mehreren Mahnungen beglich. Zuletzt hatten die Netzbetreiber Stadtwerke Düsseldorf, DEW 21 (Dortmund), Energiedienst (Südbaden), Pfalzwerke und Enervie die Geschäftsbeziehung aufgekündigt, wodurch Tausende von Teldafax-Kunden in die teurere Grundversorgung zurückfielen. Insgesamt sollen bisher mehr als siebzig Unternehmen mit Netzzugangsverweigerung oder Kündigung des Lieferantenrahmenvertrags gedroht haben, falls Teldafax keine Garantien für die pünktliche Zahlung erbringen kann.

Neuer Mehrheitsgesellschafter soll zu Finanzspritze bereit sein

Am 28. März präsentierte Höptner einen neuen Mehrheitsgesellschafter, der das Unternehmen "mit zusätzlichem Kapital im mittleren zweistelligen Millionenbereich ausstatten" werde. Es handelt sich um die Prime Mark Financial Group mit Sitz in Zypern, die von der CPA Invest AG, die erst vor zwei Wochen bei TelDaFax eingestiegen war, deren 51 Prozent des Kapitals übernimmt. Der Vorgang erinnert an die russischen Geldgeber, die Höptners Vorgänger Bath im November 2010 als "strategischen neuen Gesellschafter" aus dem Hut zauberte (101118).

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