Januar 2009

090107

ENERGIE-CHRONIK


Umsatzmäßig sieht sich der neue Schweizer Energiekonzern Alpiq gleich hinter dem deutschen Vattenfall-Konzern (Quelle: Alpiq/Geschäftsberichte 2007)

Schweiz: Atel und EOS fusionieren zu Alpiq mit EDF als Großaktionär

Der seit drei Jahren geplante neue Energiekonzern in der Schweiz (051005) ist jetzt zustandegekommen und nimmt zum 1. Februar 2009 die operative Tätigkeit auf. Am 18. Dezember 2008 vereinbarten die bisherigen Holdinggesellschaften von Atel und EOS die Zusammenführung ihrer Unternehmensbereiche unter dem Dach der Atel Holding, die in Alpiq Holding AG umbenannt wird. Hauptaktionäre der Alpiq Holding AG sind zu je 31 Prozent die EOS Holding und ein Konsortium Schweizer Minderheitsaktionäre sowie mit 25 Prozent die Electricité de France (EDF). Die übrigen Aktien liegen bei bei einigen Tausend Kleinaktionären sowie zu fünf Prozent bei der italienischen A2A, die vor einem Jahr aus der Fusion der Kommunalversorger AEM (Stadtwerke Mailand) und ASM (Stadtwerke Brescia) hervorging.

Die EDF war bisher mit 23,15 Prozent an der Atel Holding beteiligt (ohne die 2,86 Prozent ihrer Quasi-Tochter EnBW). Der Mehrwert, den sie durch die Viertelbeteiligung an der neuen Holding Alpiq erhält, wird auf 1057 Millionen Schweizer Franken bzw. 705 Millionen Euro veranschlagt. Den größten Teil davon bezahlt sie durch Einbringung ihrer bisherigen Anteilshälfte am Speicherkraftwerk Emosson in den neuen Schweizer Stromkonzern, dessen Wert mit 480 Millionen Euro vereinbart wurde.

Nach Zahl der Beschäftigten, Umsatz und Gewinn ist die neue Alpiq Holding AG das größte schweizerische Energieunternehmen. Bei der Stromproduktion hat jedoch die Axpo die Nase vorn (Quelle: Alpiq/Geschäftsberichte 2007)

Die Bildung des neuen Schweizer Energiekonzerns war bereits im Herbst 2005 ins Auge gefaßt worden. Damals beschloß die Schweizer Großbank UBS den Verkauf ihrer Mehrheitsbeteiligung an der Energieholding Motor Columbus, die wiederum die Mehrheit an der Aare-Tessin AG für Elektrizität (Atel) besaß (051005). EOS und EDF gehörten seitdem zu den Großaktionären der Atel. Der weitere Fusionsprozeß verzögerte sich aber wegen des Widerstands der Mailänder Stadtwerke (AEM), die mit 5,8 Prozent an der Atel beteiligt waren. Erst Ende 2007 kam es deshalb zur ersten Stufe der Fusion, bei der die Atel mit ihrer bisherigen Muttergesellschaft Motor Columbus zur Atel Holding AG zusammengeführt wurde.

Auf Basis der neuen Atel Holding AG erfolgte nun die Einbeziehung von EOS und EDF: Die EOS Holding brachte ihre Geschäftsaktivitäten ein, wofür sie ihren Anteil an der Atel Holding von 18,56 auf 31 Prozent erhöhen durfte und außerdem eine Ausgleichszahlung von 1,8 Milliarden Schweizer Franken erhielt. Die EDF sicherte sich eine 25-prozentige Beteiligung an dem neuen Energiekonzern durch Einbringung des Wasserkraftwerks Emosson und Barausgleich.

Das 31-Prozent-Konsortium der Schweizer Minderheitsaktionäre besteht aus Elektra Birseck in Münchenstein (EBM) mit 13,5 %, Elektra Baselland Liestal (EBL) mit 7 %, Kanton Solothurn (KtSO) mit 5,5 %, Aziende Industriali di Lugano (AIL) mit 2,1 %, IB Aarau (IBA) mit 2 % und Wasserwerke Zug (WWZ) mit 0,9 %. Hinter dem 31-Prozent-Anteil der EOS Holding stehen als Aktionäre die Romande Energie (28,72 %), Services Industriels de Genève (23,02 %), Groupe E (22,33 %), Stadt Lausanne / SIL (20,06 %) und FMV (5,87 %).

Den neuen Firmennamen Alpiq hat sich die Zürcher Werbeagentur MetaDesign ausgedacht. Er soll mit den ersten drei Buchstaben an die Alpen erinnern, die das Versorgungsgebiet des neuen Konzerns durchziehen. Die restlichen zwei Buchstaben sollen sich auf die Abkürzung IQ für "Intelligenzquotient" bzw. auf "intelligente Lösungen im Bereich Energie" beziehen. Sie dürfen aber auch wahlweise in der erweiterten Form "pik" als Anklang an das englische Wort "peak" für Gipfel bzw. "Spitzenleistungen" verstanden werden...

Links (intern)