September 2008

080906

ENERGIE-CHRONIK


Asse untersteht künftig dem Bundesamt für Strahlenschutz

Das sogenannte Forschungsendlager Asse wird künftig vom Bundesamt für Strahlenschutz (BfS) betrieben und vom Bundesumweltministerium finanziert. Darauf einigten sich Bundesumweltminister Sigmar Gabriel (SPD), Bundesforschungsministerin Annette Schavan (CDU) und der niedersächsische Umweltminister Hans Heinrich Sander (FDP) am 4. September bei einem Spitzengespräch in Berlin.

Die Schachtanlage Asse II unterstand bisher dem Bundesforschungsministerium und wurde vom Münchener Helmholtz-Zentrum als Nachfolger der ehemaligen Gesellschaft für Strahlenforschung (GSF) betrieben. Die Einlagerung radioaktiver Abfälle erfolgte nach Bergbaurecht, da es sich formal nicht um ein Endlager, sondern um ein Forschungsprojekt handelte. Nach dem Skandal um das drohende Absaufen des ganzen Endlagers (080606) und den Austritt von Radioaktivität aus eingelagerten Abfällen (080802) sollen nun die strengeren atomrechtlichen Vorschriften gelten.

Laut "Hannoversche Allgemeine" (4.9.) hat die niedersächsische Landesregierung mindestens zwei Disziplinarverfahren gegen frühere Asse-Aufseher eingeleitet. Das eine richte sich gegen den Leiter des bisher zuständigen Bergamtes, das andere gegen einen Referenten, der unmittelbar mit der Aufsicht über die Atommülldeponie befaßt war.

Im niedersächsischen Landtag beantragten Grüne und Linke die Einsetzung eines parlamentarischen Untersuchungsausschusses zu den Vorgängen in Asse. Der Antrag wurde am 17. September mit den Stimmen von CDU, SPD und FDP abgelehnt.

Bundestagsausschüsse diskutierten über Konsequenzen aus Statusbericht

Anhand von zwei Gutachten soll noch in diesem Jahr entschieden werden, wie die radioaktiv kontaminierte Lauge entfernt werden kann und ob eingelagerte Fässer mit Atommüll aus dem ehemaligen Salzbergwerk herausgeholt werden müssen. Dies teilten Bundesumweltminister Gabriel und BfS-Präsident Wolfram König am 16. September in einer öffentlichen Sondersitzung der Bundestagsausschüsse für Forschung und Umwelt mit. Die Sitzung war auf Antrag der Grünen anberaumt worden, um über den Statusbericht zu diskutieren, den das niedersächsische Umweltministerium am 1. September vorgelegt hat.

Aus dem Bericht ergibt sich, daß das Landesamt für Bergbau, Energie und Geologie (LBEG) seit Mitte März 1994 über das Auftreten kontaminierter Laugen auf der 750-m-Sohle und seit Juni 2006 über die Einleitung kontaminierter Lauge in den Tiefenaufschluß der Asse informiert war. Das niedersächsische Umweltministerium habe jedoch erst seit Juni 2006 von den kontaminierten Laugen wissen können und erstmals im Juni 2008 erfahren, daß dabei Freigrenzen überschritten wurden.

Fast neunzig Prozent der Radionuklide stammen aus Karlsruhe

Der Bericht bekräftigt, daß in Asse keine hochradioaktiven Abfälle eingelagert wurden. Von insgesamt 125.787 Stück Gebinden, die von 1967 bis 1978 eingelagert wurden, hätten 1.293 Stück mittelradioaktiven Abfall und die restlichen 124.494 Stück schwachradioaktiven Abfall enthalten. Der eingelagerte Nuklearmüll stamme hauptsächlich aus dem Forschungszentrum Karlsruhe (50 Prozent der Abfallgebinde), dem Forschungszentrum Jülich (10 Prozent) und Kernkraftwerken (20 Prozent). Der Rest entfalle auf die frühere Gesellschaft für Strahlenforschung (GSF), das Hahn-Meitner-Institut, die kerntechnische Industrie (Nukem, Transnuklear, Steag) und sonstige Ablieferer (z. B. Bundeswehr). Betrachte man den eingelagerten Nuklearmüll unter dem Gesichtspunkt der Radioaktivität, so stamme er sogar zu fast 90 Prozent aus dem früheren Kernforschungszentrum Karlsruhe und hier wiederum fast durchweg aus der ehemaligen Wiederaufbereitungsanlage Karlsruhe (WAK).

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