August 2008

080801

ENERGIE-CHRONIK


Anstieg der Energiekosten nimmt soviel Kaufkraft wie die Mehrwertsteuererhöhung

Der Anstieg der Energiepreise wird der deutschen Bevölkerung in diesem Jahr fast soviel Kaufkraft entziehen wie die Erhöhung der Mehrwert- und Versicherungssteuer um jeweils drei Prozent zum 1. Januar 2007. Zu diesem Schluß gelangt die Bundesbank in ihrem Monatsbericht für August 2008.

Auf der Basis eines Rohölpreises von rund 120 Dollar für ein Faß Rohöl der Sorte Brent und eines Wechselkurses von etwas über 1,50 Dollar pro Euro errechne sich für importierte Energie ein Preisanstieg von rund 40 Prozent für das Gesamtjahr 2008. Seit Beginn der jüngsten Phase der Rohölverteuerung im Jahr 2002 seien die Energieimporte sogar um 140 Prozent teuerer geworden. Insgesamt könne sich deshalb die deutsche Netto-Energierechnung (d.h. die Differenz zwischen den nominalen Ein- und Ausfuhren an Energie) gegenüber dem Vorjahr um 23 Milliarden auf mehr als 82 Milliarden Euro erhöhen.

Die Energiesteuer brachte dem Bund im vergangenen Jahr 38,95 Milliarden Euro ein. Das sind 39 Millionen weniger als 2006. Der leichte Rückgang trotz der anhaltenden Teuerung läßt sich mit dem witterungsbedingt geringeren Gasverbrauch und den allgemeinen Einsparbemühungen der Verbraucher erklären. Die getrennt erhobene Stromsteuer erbrachte dagegen mit 6,35 Milliarden Euro ein Plus von 118 Millionen Euro. Für das laufende Jahr rechnet die Bundesbank für Energie- und Stromsteuer insgesamt mit einem Zuwachs von über zwei Prozent.

Energiekosten der Haushalte erhöhten sich binnen sechs Jahren um 55 Prozent

Wie das Statistische Bundesamt am 19. August mitteilte, müssen die deutschen Haushalte in diesem Jahr voraussichtlich pro Monat 162 Euro für Wohnenergie (Strom, Gas und andere Brennstoffe) ausgeben. Das sind 58 Euro mehr als 2002. Einschließlich der Ausgaben für private Kraftfahrzeuge erhöhten sich die Energieausgaben der Haushalte von 172 auf 267 Euro monatlich. In beiden Fällen beträgt die finanzielle Mehrbelastung binnen sechs Jahren gut 55 Prozent (siehe Tabelle).


Energieausgaben privater Haushalte in Deutschland

je Haushalt und Monat in Euro / Ergebnisse der laufenden Wirtschaftsrechnungen (1)

  2002 2003 2004 2005 2006 2008 (2)
Wohnenergie (Strom, Gas und andere Brennstoffe) 104 108 110 121 136 162
Kraft- und Schmierstoffe für Privatfahrzeuge 68 70 74 80 85 105
Energieausgaben insgesamt 172 178 184 201 221 267

1) Ohne Haushalte von Selbstständigen und Landwirten und ohne Haushalte mit einem monatlichen Haushaltsnettoeinkommen von 18000 Euro und mehr.
2) Geschätzte Werte. Modellrechnung unter der Annahme gleichbleibenden Ausgabeverhaltens der privaten Haushalte und unter Einbeziehung geeigneter Indizes aus der Verbraucherpreisstatistik (Jahresdurchschnitt 2006 bis Juli 2008).

Quelle: Statistisches Bundesamt


EnBW verlangt zwanzig Prozent mehr für Gas

Nach E.ON (080608) und RWE (080704) hat im August auch die Energie Baden-Württemberg (EnBW) ihren Kunden massive Gaspreiserhöhungen angekündigt. Bereits im Januar hatte die EnBW Gas GmbH um sieben Prozent erhöht. Nun verlangt sie ab 1. November einen weiteren Aufschlag um rund zwanzig Prozent. Als Begründung dient auch hier die Verteuerung der Bezugskosten. Um Unmut und Skepsis der Kunden zu dämpfen, hat sich die EnBW Gas von der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft PricewaterhouseCoopers ein Papier erstellen lassen, das die Angemessenheit und Billigkeit der "Preisanpassung" belegen soll. Aus der "Bescheinigung" geht allerdings lediglich hervor, daß die Wirtschaftsprüfer anhand von Unternehmensangaben die Endkundenpreise mit den "spezifischen Gasbezugskosten" verglichen haben. Sie gelangten so der Feststellung, daß "die veröffentlichten Gasabgabepreise im Betrachtungszeitraum vom 1. Februar 2005 bis zum 31. Dezember 2008 um 0,1357 Ct/kWh geringer ansteigen als die spezifischen Gasbezugskosten". Anscheinend soll damit der Eindruck erweckt werden, die Preiserhöhungen blieben noch unter den gestiegenen Bezugskosten. In Wirklichkeit werden unterschiedliche Größen verglichen, zwischen denen kein linearer Zusammenhang besteht.

Links (intern)