April 2008

080404

ENERGIE-CHRONIK


Deutsches Transportnetz weniger belastet – Hoher Exportüberschuß bleibt

Das deutsche Transportnetz wurde 2007 weniger durch Transitflüsse belastet als im Vorjahr. Die an den Grenzkuppelstellen zu den neun Nachbarländern registrierten physikalischen Stromflüsse zeigten in beiden Richtungen eine sinkende Tendenz. Fast gleichgeblieben ist aber der Überschuß der Stromexporte über die Stromimporte, der sich 2006 mehr als verdoppelt hatte und auch 2007 mehr als 19 Terawattstunden betrug. Dies ergibt sich aus den neuesten Zahlen, die von der "Union für die Koordinierung des Transports elektrischer Energie" (UCTE) veröffentlicht wurden (siehe Grafik).

Wie immer kommen die meisten Stromflüsse ins deutsche Netz aus Frankreich, das zu den gesamten Importen in Höhe von 42,65 Terawattstunden rund 38 Prozent beiträgt, aber an den deutschen Exporten nur zu 1,1 Prozent beteiligt ist. Es folgen Tschechien (22 Prozent) und Dänemark (13,8 Prozent). Aus diesen Ländern fließt ein Vielfaches an Strom nach Deutschland wie in der Gegenrichtung. Erheblichen Anteil an den Importen haben ferner Österreich (10,5 Prozent) und die Schweiz (7,3 Prozent). Bei diesen beiden Ländern sind aber traditionell die Bezüge aus Deutschland mehrfach größer. Den bedeutendsten Strombezug aus Deutschland haben nach wie vor die Niederlande, die fast 30 Prozent der Exporte abnehmen, aber nur mit 0,7 Prozent an den Importen beteiligt sind (siehe Tabelle).

Bei normaler Atomstromproduktion wäre der Ausfuhrüberschuß noch höher gewesen

In der aktuellen Diskussion um den Ausstieg aus der Kernenergie und den Neubau von Kohlekraftwerken verweisen Kritiker gern auf den anhaltend hohen Exportüberschuß, um die von der Stromwirtschaft beschworene Kraftwerkslücke (080308) zu bezweifeln. Bemerkenswert ist in der Tat, daß im Jahr 2007 trotz einer drastischen Drosselung der deutschen Atomstromproduktion um 25 TWh, die auf den zeitweisen Stillstand von bis zu sieben Anlagen zurückzuführen war, der Exportüberschuß erneut mehr als 19 TWh betrug. Vermutlich wäre der Überschuß bei normaler Atomstromproduktion noch höher als im Vorjahr gewesen. Insofern dürfte das Abfallen der Export-Kurve mit dem ausgeprägten Knick in der Atomstromproduktion zu tun haben (siehe 080406).

Links (intern)

 

Physikalischer Stromfluß über die deutschen Grenzen von 1990 bis 2007

 

Physikalischer Stromfluß über die deutschen Grenzen von 1990 bis 2007 (Zahlenwerte zur Grafik oben)

(in Milliarden Kilowattstunden bzw. Terawattstunden)

  Einfuhr Ausfuhr Saldo
1990 31,8 30,6 - 1,2
1991 30,4 31,0 + 0,6
1992 28,4 33,7 + 5,3
1993 33,6 32,7 - 0,9
1994 35,7 33,5 - 2,2
1995 39,5 34,8 - 4,7
1996 37,2 42,6 + 5,4
1997 37,8 40,2 + 2,4
1998 38,1 38,7 + 0,6
1999 40,4 39,4 - 1,0
2000 45,0 41,9 - 3,1
2001 43,5 44,8 + 1,3
2002 46,2 45,5 - 0,7
2003 45,7 53,8 + 8,1
2004 44,2 51,5 + 7,3
2005 53,4 61,9 + 8,5
2006 46,1 66,0 + 19,9
2007 42,65 61,8 +19,15

Quelle: VDEW/VDN/UCTE


Physikalischer Stromfluß über die deutschen Grenzen von und zu den angrenzenden Staaten in den Jahren 2004 bis 2007 im Vergleich zu 1998

(in Milliarden Kilowattstunden bzw. Terawattstunden)


Importe in TWh
Exporte in TWh
Saldo Exporte - Importe
  2007 2006 2005 2004 1998 2007 2006 2005 2004 1998 2007 2006 2005 2004 1998
Österreich
4,5
5,8 7,0 4,5 4,2 16,1 14,8 15,4 8,9 6,3 +11,6
+9,0 +8,4 +4,5 +2,1
Schweiz
3,1 2,9 1,6 2,8 5,6 15
13,7 18,1 11,8 10,4 +11,9 +10,8 +16,5 +9,0 +4,7
Frankreich
16,4 16,2 16,2 15,5 13,1 0,7 0,9 0,5 0,4 0,6 -15,7 -15,3 -15,7 -15,1 -12,5
Luxemburg
0,8 0,8 0,8 0,8 0,9 5,2 5,1 5,0 4,9 4,3 +4,4 +4,3 +4,1 +4,2 +3,4
Niederlande
0,3 0,3 0,3 0,6 1,5 18,1 22,3 19,2 17,4 13,6 +17,8 +22,0 +18,9 +16,8 +12,1
Dänemark
5,9 5,8 10,4 5,3 5,2 0,7 4,0 0,6 3,4 0,2 -5,2 -5,0 -9,7 -2,0 -5,0
Tschechien
9,4 12,1 13,0 13,1 4,9 0,9 0,6 0,4 0,1 0,3 -8,5 -4,6 -12,6 -13,0 -4,6
Polen
0,05 0,7 1,0 0,5 0,5 4,9 2,6 2,3 3,2 3,0 +4,85 +2,5 +1,2 +2,7 +2,5
Schweden
2,7 1,5 3,1 1,3 2,2 0,2 2,0 0,4 1,5 0,1 -2 +0,5 -2,7 +0,2 -2,1
   



 



 


 
insgesamt
42,65 46,1 53,4 44,2 38,1 61,8 66,0 61,9 51,5 38,8 +19,15 +19,9 + 8,5 + 7,3 +0,6

Quelle: VDN /UCTE

 


Physikalische Stromflüsse in Europa 2007