Februar 2008

080209

ENERGIE-CHRONIK


Neue Stromerzeugungs-Kapazitäten sind zu drei Vierteln von Erdgas abhängig

Die Kraftwerke und Kraftwerkserweiterungen, die von 2001 bis 2007 neu in Betrieb gingen, werden fast zu drei Vierteln mit Erdgas befeuert. Dies ergibt sich aus einer Liste, die der Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW) am 1. Februar veröffentlichte (siehe Tabelle 1). Insgesamt wurden demnach in den vergangenen sieben Jahren 53 neue Anlagen errichtet bzw. bestehende Anlagen durch Modernisierung ("Retrofit") leistungsfähiger gemacht. Die Nettoleistung dieser Anlagen beträgt insgesamt 8626 MW. Analysiert man sie nach Energieträgern, dann entfallen 63,62 Prozent auf Erdgas, gefolgt von Braunkohle mit 10,85 Prozent, Steinkohle mit 3,48 Prozent und Biomasse mit 3,25 Prozent (siehe Tabelle 2). Allerdings ist in der Liste auch das Pumpspeicherkraftwerk Goldisthal (030211) aufgeführt, das mit seiner starken Leistung von 1056 MW nicht zur Erzeugung beiträgt, sondern lediglich Regelzwecken dient. Läßt man Goldisthal beiseite, so werden 72,5 Prozent der neuen Erzeugungs-Kapazitäten mit Erdgas betrieben.

Bei den insgesamt 23 neuen Erdgas-Kraftwerken handelt es sich meistens um GuD-Heizkraftwerke, die von kommunalen Versorgern betrieben werden. Diese wollen damit vor allem bei Spitzen- und Mittellast eine größere Unabhängigkeit von den vier Konzernen und den Preisen der Strombörse erlangen. Die leistungsstärksten GuD-Anlagen errichteten Trianel (850 MW), Statkraft (800 MW), Stadtwerke München (425 MW), BASF (415 MW), Kraftwerke Mainz-Wiesbaden/Heag (406 MW), Mark-E/Statkraft (400 MW), GEW Rheinenergie (385 MW) und Stadtwerke Duisburg (239 MW). Mit Anlagen unter 100 MW erweiterten die kommunalen Versorger von Nürnberg, Münster, Würzburg, Frankfurt, Halle, Wuppertal, Bielefeld und Erlangen ihre Eigenerzeugung. RWE rüstete sein Braunkohlekraftwerk Weisweiler mit zwei erdgasbetriebenen Vorschaltturbinen aus, wodurch das Kraftwerk kurzfristig 540 MW zusätzlich aktivieren und auch zur Abdeckung von Mittel- und Spitzenlast eingesetzt werden kann.

Die oben genannten Prozentanteile gelten nur bei Einbeziehung des Pumpspeicherkraftwerks Goldisthal, das zwar eine enorme Leistung aufweist, aber nicht der Stromerzeugung zugerechnet werden kann, da es lediglich Speicherungs- und Regelzwecken dient. Ohne Goldisthal erhöht sich der Anteil der Erdgas-Anlagen von 63,62 auf 72,5 Prozent.