September 2007

070902

ENERGIE-CHRONIK


Nach dem Wegfall der Tarifaufsicht steigen die Strompreise auf breiter Front

Nach dem Wegfall der Tarifaufsicht zum 1. Juli 2007 (070501) steigen die Strompreise für Haushalte und Kleinverbraucher auf breiter Front. Wie der Branchendienstleister Verivox am 22. September mitteilte, werden in Kürze 47 Anbieter ihre Preise um durchschnittlich 7,5 Prozent erhöhen. Erst im Juli hätten 126 Anbieter ihre Preise um durchschnittlich acht Prozent angehoben. Weitere Preiserhöhungen seien absehbar. Die Verbraucher sollten deshalb vergleichen und die Möglichkeiten des Wettbewerbs aktiv nutzen. Ein Stromanbieterwechsel lohne sich für fast alle Haushalte.

Neben zahlreichen Stadtwerken wollen etliche Regionalversorger ihren Haushaltskunden noch mehr Geld abverlangen: Dazu gehören entega (8,6 %), EWE (14,3 %), Pfalzwerke (6,2 %) und Wemag (4 %).

Die stärkste Erhöhung erwartet Kunden der Stromversorgung Neunkirchen. Für einen vierköpfigen Musterhaushalt (4000 Kilowattstunden pro Jahr) steigen die Strompreise ab 1. Oktober um 15,3 Prozent von 746 auf 860 Euro pro Jahr. Lediglich die Kunden der Technischen Werke Osning dürfen sich über eine Senkung der Strompreise freuen. Sie zahlen künftig mit 774 Euro pro Jahr 2,6 Prozent weniger als vorher.

Nach Informationen der "Berliner Zeitung" (19.9.) wollen sich auch die führenden Energiekonzerne E.ON und RWE nur noch bis Jahresende zurückhalten. Dann sei mit Preiserhöhungen um zehn Prozent und mehr zu rechnen.

Für E.ON-Chef Bernotat ist Strom "eigentlich zu billig"

E.ON-Chef Wulf Bernotat hat ein neues Kriterium für die Angemessenheit von Strompreisen entdeckt: "Für das, was Strom an Lebensqualität bietet, ist Strom eigentlich zu billig", erklärte er gegenüber der "Bild-Zeitung" (14.9.) Das Blatt servierte diese Botschaft seinen Lesern mit der Schlagzeile: "Mächtigster Energie-Chef schockt die Verbraucher: Strom ist zu billig!"

Bei Verbrauchern, Politikern und Medien löste er mit dieser These wütende Proteste und sarkastische Kommentare aus. Vier Tage später erklärte er in einem "Offenen Brief", er habe niemandem vor den Kopf stoßen oder provozieren wollen. "Falls dies geschehen sein sollte, tut es mir leid." Grundsätzlich verteidigte der E.ON-Chef aber seinen neuen Bewertungsmaßstab: "Eine vierköpfige Familie zahlt bei normalem Energieverbrauch pro Tag etwa 2,60 Euro für Strom. Dafür kriegt man sonst gerade mal eine Curry-Wurst, ein Stück Kuchen oder ein großes Bier, aber noch nicht mal eine Schachtel Zigaretten. Wenn man sich dies nüchtern vor Augen hält, dann ist Strom nicht zu teuer; gemessen daran, dass er vom Licht über den Herd und die Kaffeemaschine bis zum Fernseher unser modernes Leben erst möglich macht." (Siehe Wortlaut des Offenen Briefs)