Mai 2007

070509

ENERGIE-CHRONIK


"Strategische Partnerschaft" zwischen MVV und RheinEnergie

Die Stadt Mannheim will ihre Mehrheitsbeteiligung an der MVV Energie AG, die derzeit noch 66,2 Prozent beträgt, weiter reduzieren und 16,1 Prozent der Kölner RheinEnergie AG überlassen. Der Hauptausschuß der Stadt beschloß am 24. Mai eine entsprechende Empfehlung an den Gemeinderat, der am 12. Juni darüber entscheiden wird. Der Kaufpreis soll rund 300 Millionen Euro betragen. Etwa die Hälfte des Erlöses wird die Stadt benötigen, um die nun auf 50,1 Prozent reduzierte Mehrheitsbeteiligung bei der bevorstehenden Kapitalaufstockung halten zu können.

Zugleich soll mit der RheinEnergie AG ein "Vertrag zur strategischen Weiterentwicklung der MVV Energie AG und dauerhaften Sicherung des Einflusses der Stadt Mannheim auf die MVV Energie AG" abgeschlossen werden, hieß es in einer Pressemitteilung der Stadt. Der geplante Verbund der beiden Stadtwerke-Konzerne sei darüber hinaus "ein bedeutender Schritt zum Aufbau eines bundesweiten Stadtwerke-Netzwerkes unter kommunaler Führung, das auch für weitere Partner offen ist". Als mögliche weitere Partner gelten vor allem die Frankfurter Mainova und die Darmstädter Heag.

Zunächst galt Dong als Favorit - auch Electrabel und Mainova boten mit

Die Stadt Mannheim hatte ihre Verkaufsabsicht im März bekanntgegeben. Als Favorit galt zunächst der dänische Staatskonzern Dong (041207), der bereits bei den Stadtwerken Lübeck eingestiegen ist (041111) und neuerdings den Bau eines eigenen Steinkohlekraftwerks am Standort Lubmin plant. Die Verhandlungen scheiterten daran, daß Dong auf eine zügige weitere Aufstockung der erworbenen Anteile drängte, die ihr die Kommunalpolitiker nicht versprechen konnten und wollten. An dem Bieterverfahren beteiligten sich außerdem die zum Suez-Konzern gehörende Electrabel, die bereits 49,9 Prozent an den Stadtwerken Gera hält (011216), sowie die Mainova, die mit der MVV Energie vor zwei Jahren über eine Verschmelzung verhandelt hatte (050206, 051010).

EnBW bekundete demonstrativ ihr Interesse

Die zum Partner erkorene RheinEnergie gehört zu 20 Prozent dem RWE-Konzern und ist dessen wichtigste Bastion im kommunalen Bereich (070117). Ein direkter Verkauf des 16,1-Prozent-Anteils an einen der vier marktbeherrschenden Energiekonzerne war erklärtermaßen nicht beabsichtigt – wohl schon deshalb, weil dann die langfristig ins Auge gefaßte weitere Reduzierung der städtischen Beteiligung an der MVV Energie politisch schwer durchsetzbar wäre. Dennoch bekundete sofort auch die Energie Baden-Württemberg (EnBW), die bereits 15,05 Prozent an der MVV Energie hält (041205), öffentlich ihr Interesse. In einem Brief an den Mannheimer Oberbürgermeister Gerhard Widder bot sich Anfang März der EnBW-Chef Utz Claassen als "strategischer Partner" an. Bedenken gegen eine Vereinnahmung versuchte er mit dem Hinweis zu entkräften, daß "auch die EnBW mit rund 50 Prozent mehrheitlich in kommunalem Besitz" sei. Mitten in den Verhandlungen offerierte Claassen am 9. Mai in einem weiteren Brief an Widder sogar 357 Millionen Euro für das Aktienpaket und überbot damit alle anderen Interessenten.

Am 17. Juni wird in Mannheim ein neuer Oberbürgermeister gewählt. Der bisherige Amtsinhaber Gerhard Widder (SPD) geht nach 24 Jahren in den Ruhestand. Damit steht auch dem Verband kommunaler Unternehmen (VKU) ein Amtswechsel bevor, dem Widder seit 1996 präsidiert (960713).