Dezember 2004

041204

ENERGIE-CHRONIK


EDF erhöht Beteiligung an EnBW auf 39 Prozent

Die Electricité de France (EDF) hat ihre Beteiligung an der Energie Baden-Württemberg (EnBW) von 34,5 auf 39 Prozent erhöht. Die bisherige Kapitalparität mit dem Zweckverband Oberschwäbische Elektrizitätswerke (OEW) ist damit aus dem Lot geraten. Die EDF nutzte offenbar Bezugsrechte auf Aktien aus der im Mai 2004 vereinbarten Kapitalerhöhung (040509). Ob die OEW ihre Beteiligung von 34,5 Prozent ebenfalls bis zur selben Höhe aufstocken, bleibt vorerst offen. Bereits im Frühjahr war davon die Rede, daß im Zuge der Kapitalerhöhung die Anteile beider Unternehmen zugunsten der EDF verschoben werden sollten (040412).

Die Entscheidungsparität zwischen EDF und OEW wird von der Verschiebung der Kapitalanteile nicht berührt, da beide Großaktionäre zusätzlich zur Kapitalparität vereinbart haben, daß sie ihre Stimmrechte gemeinsam ausüben. Nach dem Wertpapierhandelsgesetz werden deshalb die Stimmrechte des einen Konsortialpartners auch dem jeweils anderen zugerechnet (020417). Die OEW behalten auch den Aufsichtsratsvorsitz.

Das unternehmerische Sagen hat allerdings im Zweifelsfall die EDF, die durch ihren früheren Strategie-Direktor Pierre Lederer im EnBW-Vorstand vertreten ist (000516 u. 030314) und nur aufgrund des Einspruchs der OEW darauf verzichtete, einen Manager aus dem eigenen Haus auch als neuen Vorstandsvorsitzenden zu installieren (030408). Im Halbjahresbericht der EDF wurde die EnBW unlängst als deutsche "Filiale" bezeichnet (041013).

Die OEW entstanden 1909 als Zweckverband württembergischer Kommunen auf dem Gebiet der Elektrizitätsversorgung. Da die mehrheitlich kommunal verfaßte Stromwirtschaft des Landes 1939 zwangsweise in der Energieversorgung Schwaben (EVS) aufging, wurden die OEW der Hauptaktionär der EVS und später der größte Anteilseigner der Energie Baden-Württemberg (EnBW), die 1997 aus der Fusion der EVS mit dem Badenwerk hervorging (PB 970504). Weiterer Großaktionär der EnBW war zunächst das Land Baden-Württemberg, das beim früheren Badenwerk über die Mehrheit des stimmberechtigten Kapitals sowie über zehn Prozent an der EVS verfügt hatte. Anfang 2000 verkaufte das Land seinen 25,01-Prozent-Anteil an das französische Staatsunternehmen EDF (010201). Weitere neun Prozent kamen von der Stadt Stuttgart (000101). Die EDF erhielt dadurch eine ebenso hohe Beteiligung wie die OEW, mit denen sie zuvor einen Konsortialvertrag abgeschlossen hatte (000516).