November 2004

041104

ENERGIE-CHRONIK


Machtkampf bei Stadtwerken Düsseldorf

Presseberichten zufolge will die Energie Baden-Württemberg (EnBW) ihren Einfluß bei den Stadtwerken Düsseldorf über personalpolitische Entscheidungen erhöhen, um anschließend eine preiswerte Aufstockung ihrer bisherigen Beteiligung von knapp 30 Prozent zu erreichen (siehe 040506). Als erster "Etappensieg" wird die Ablösung des bisherigen Aufsichtsratsvorsitzenden Hans-Otto Christiansen (72) gewertet.

In der Aufsichtsratssitzung am 2. November wurde Christiansen in einer Kampfabstimmung abgewählt und durch den CDU-Ratsherrn Peter Schwabe ersetzt. Er hatte nicht nur die EnBW, sondern auch die CDU-Vertreter und den Düsseldorfer Oberbürgermeister Joachim Erwin gegen sich. Die EnBW kann allerdings nicht davon ausgehen, daß solche oder ähnliche Koalitionen im Aufsichtsrat auch bei künftigen personalpolitischen Entscheidungen zustande kommen.

Christiansen war früher Chef der SPD-Fraktion im Düsseldorfer Stadtrat. Er galt als entschiedener Gegner einer weiteren Privatisierung der Stadtwerke, die Voraussetzung für eine Mehrheitsbeteiligung der EnBW wäre. Laut "Süddeutsche Zeitung" (5.11. u. 19.10.) dringt die EnBW auch auf die Ablösung des für Netz und Vertrieb zuständigen Vorstands Dieter Oesterwind.

Aufsichtsratschef lehnte drastische Erhöhung der Strompreise ab

Wie das Boulevardblatt "Express" (1.11.) berichtete, hatte Christiansen erst vor kurzem einer von der EnBW verlangten drastischen Erhöhung der Strompreise die Zustimmung verweigert, da die Stadtwerke durchaus befriedigende Gewinne erzielen würden. Zudem soll Christiansen den EnBW-Chef Utz Claassen in vertraulicher Runde als "hemdsärmeligen Söldnerchef" bezeichnet haben, der die Stromkunden zur Ader lassen wolle. EnBW-Chef Claassen habe dies zum Anlaß genommen, Christiansen mit einer Klage zu drohen.

Noch vor der Abwahl Christiansens beschloß der Aufsichtsrat am 13. Oktober eine Erhöhung der Strompreise ab 1. Januar 2005 um 5,5 bis 6,6 Prozent. Die Kostenexplosion auf dem Energiemarkt lasse dem Unternehmen keine andere Wahl, erklärte dazu der Leiter der Abteilung Öffentlichkeitsarbeit gegenüber der Presse. Die Preiserhöhungen würden auch aus sozialer Verantwortung vorgenommen, denn trotz ständig steigender Kosten habe man bisher keine Arbeitsplätze abgebaut. (taz, 15.10.)

"Da fragt sich, wer hier wem Berater schicken sollte"

Laut "Westdeutsche Zeitung" (15.11.) geht das "Hauen und Stechen hinter den Kulissen" weiter. In der Vergangenheit habe die EnBW wiederholt stärkere Kostenreduzierungen bei den Stadtwerken verlangt und dazu ihre eigenen Finanzexperten als Berater angeboten. Seitens der Stadtwerke habe es jedoch selbstbewußt geheißen: "Wir machen 40 Millionen Euro Gewinn, ihr über eine Milliarde Verlust - da fragt sich, wer hier wem Berater schicken sollte."

Noch immer sei auch eine Klage der EnBW gegen den Vorstand der Stadtwerke anhängig, weil dieser sie nicht so informiere, wie es ihr als Großaktionär zustehe (040506). Die EnBW wolle nun einen eigenen Vertreter im derzeit vierköpfigen Vorstand plazieren und eine Verlängerung des im April 2005 auslaufenden Arbeitsvertrags von Vertriebschef Oesterwind verhindern. Noch mehr als das Ausscheiden Oesterwinds fürchteten die Beschäftigten der Stadtwerke jedoch das Ausscheiden des Vorstandsvorsitzenden Karl-Heinz Lause, der 2006 in den Ruhestand geht.

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