September 2001

010914

ENERGIE-CHRONIK


EDF begann mit Versteigerung von 6000 MW Kraftwerkskapazität

Die Electricite de France (EDF) begann am 11. September mit der Versteigerung von insgesamt 6000 MW Kraftwerkskapazität an konkurrierende Unternehmen. Sie befolgt damit eine der Auflagen, von deren Erfüllung die EU-Kommission die Genehmigung des Einstieg bei der Energie Baden-Württemberg (EnBW) abhängig gemacht hat (siehe 010201). Die erste Tranche war bis 12. September verkauft. Von insgesamt 42 Bietern erhielten 20 einen Zuschlag.

Die Versteigerungen finden unter Aufsicht eines EU-Treuhänders per Internet statt. Die jetzt verkaufte erste Tranche von 1200 MW entspricht einer Jahresproduktion von acht Milliarden Kilowattstunden. Die nächste Tranche soll im November folgen. Bis 2003 sollen insgesamt 6000 MW an konkurrierende Unternehmen versteigert werden. Davon entfallen 4000 MW auf Grundlast-, 1000 MW auf Spitzenlast- und 1000 MW auf Heizkraftwerke. Nach Ablauf von fünf Jahren will die Kommission dann die Konkurrenzsituation in Frankreich überprüfen und - je nachdem - die Gewährung des Zugangs zu Erzeugungskapazitäten der EDF entweder aufheben oder ausdehnen.

"Markt in Frankreich offener als in anderen europäischen Ländern"

Die EDF nahm die Versteigerung zum Anlaß, um die Fortschritte bei der Öffnung des französischen Strommarktes herauszustreichen: Gegenwärtig seien 30 Prozent des Marktes für Konkurrenten geöffnet. Bereits 82 Großkunden mit einem Jahresverbrauch von mehr als 16 GWh seien zu konkurrierenden Anbietern wie Electrabel, RWE, E.ON und ENDESA gewechselt. Damit sei der französische Markt "offener als in anderen europäischen Ländern", hieß es in einem Pressekommunique.

Aus der Sicht des französischen Staatsmonopolisten muß zwischen formaler und tatsächlicher Marktöffnung unterschieden werden: Dies zeige das Beispiel Deutschlands und Spaniens sowie - in geringerem Maße - Italiens, wo die Werbung neuer Kunden für einen ausländischen Stromversorger aufgrund praktischer oder technischer Hürden "so gut wie unmöglich" sei. Solche Marktbarrieren seien etwa Netznutzungsentgelte, das Fehlen einer Regulierungsbehörde oder eines zentralen Netzbetreibers, die beschränkte Übertragungskapazität von Verbindungen mit dem Ausland oder Subventionen.

Der Einfluß der EDF außerhalb Frankreichs beschränke sich im allgemeinen auf Minderheitsbeteiligungen an Unternehmen, die ihrerseits nicht mehr als 10 bis 12 Prozent Marktanteil besäßen. Namentlich erwähnt das EDF-Pressekommunique in diesem Zusammenhang die 34prozentige Beteiligung an der Energie Baden-Württemberg (EnBW), die "weit hinter E.ON und RWE" der drittgrößte deutsche Stromversorger sei. In Großbritannien besitze die EDF hundert Prozent der London Electricity Group, die aber nur zehn Prozent der Stromabgabe bestreite. Als dritte Beteiligung wird der Mischkonzern Montedison (010804) erwähnt, der über seine Tochter Edison zehn Prozent des italienischen Strommarktes repräsentiere.