Juni 2001

010614

ENERGIE-CHRONIK


Preiskontrolle für Strom auf zehn weitere US-Staaten ausgedehnt

Die Aufsichtsbehörde für den US-Energiemarkt (FERC) hat am 20. Juni die Preiskontrollen am Spotmarkt für Strom, die zunächst nur für Kalifornien galten, auf zehn weitere Bundesstaaten ausgedehnt. Es handelt sich um Washington, Oregon, Idaho, Nevada, Utah, Arizona, Montana, Wyoming, Colorado und New Mexiko. Die Preiskontrolle erfaßt nun das gesamte Verbundsystem des Western System Coordinating Council (WSCC), zu dem Kalifornien gehört. Sie gilt zudem rund um die Uhr, nicht mehr lediglich zu Spitzenbedarfszeiten. Die Behörde will auf diese Weise verhindern, daß kalifornische Energieunternehmen die bisher gültigen Preisbeschränkungen weiterhin unterlaufen, indem sie den Strom zunächst zu höherem Preis in andere Bundesstaaten verkaufen, um ihn anschließend nach Kalifornien zurückzubringen.

Der höchstzulässige Preis wird mit einer komplizierten Formel errechnet. Er liegt bei maximal 85 Prozent des Preisniveaus, das sich am Ende eines Versorgungsengpasses der "Alarmstufe 1" (siehe 010522) herausgebildet hat. Da bei der letzten Ausrufung der Alarmstufe 1 eine Megawattstunde 127 Dollar gekostet hatte, ergab sich somit bei Inkrafttreten der Regelung ein Höchstpreis von 107,95 Dollar pro Megawattstunde (FTD, 20.6.; FAZ, 20.6.).

Der kalifornische Generalstaatsanwalt läßt derzeit untersuchen, ob die Energieunternehmen die Preise illegal in die Höhe getrieben haben, indem sie Kraftwerke vom Netz nahmen oder die Gaspreise manipulierten (Handelsblatt, 13.6.).

Die Lage in Kalifornien hat sich inzwischen etwas entspannt. Seit der letzten Massierung von Alarmzuständen der Stufe 3 (010522) kam es zu keinen erneuten Stromabschaltungen.

Der kalifornische Gouverneur Gray Davis war mit seiner Forderung nach Preiskontrollen bei der Bundesregierung zunächst auf taube Ohren gestoßen. Inzwischen scheint aber auch US-Präsident Bush erkannt zu haben, daß die Stromkrise im demokratisch regierten Kalifornien nicht für parteipolitische Auseinandersetzungen taugt, zumal sie den republikanisch regierten Nachbarstaaten im WSCC ebenfalls gefährlich werden könnte.

Kaliforniens Bürger geben Stromwirtschaft die Schuld - mehr Akzeptanz für Kernkraftwerke

Einer Umfrage der "Los Angeles Times" (28.6.) zufolge glauben fünf von sechs kalifornischen Bürgern, daß die Stromversorger die gegenwärtige Energiekrise herbeigeführt hätten, indem sie aus Profitgier den Markt manipulierten. Ungefähr die Hälfte der Bürger erteile der kalifornischen Regierung schlechte Noten für deren Bemühungen um Beseitigung der Krise. Noch wesentlich schlechter seien allerdings die diesbezüglichen Noten für US-Präsident Bush und die Bundesregierung in Washington. Für die Mehrheit der kalifornischen Bevölkerung sei die Stromkrise inzwischen das wichtigste Problem, noch vor traditionellen Spitzenthemen wie Erziehung oder Kriminalität. Fast alle Befragten gäben an, die Appelle zur Energieeinsparung zu befolgen. Dabei würde in zwei Drittel der Fälle an der Beleuchtung gespart. Nur vier von zehn Befragten würden den (wesentlich höheren) Strombedarf von Heizungen und Klimaanlagen reduzieren. Ein weiteres, überraschendes Ergebnis der Umfrage betreffe die Akzeptanz von Kernkraftwerken: Während sich noch im Februar rund zwei Drittel der Befragten gegen den Neubau von Kernkraftwerken ausgesprochen hätten, hielten sich nun Befürworter und Gegner etwa die Waage.