März 2000

000327

ENERGIE-CHRONIK


Schlampereien in Sellafield sorgen weiter für Aufregung

Die Schlampereien im britischen Sellafield, die in Deutschland vier Brennelemente im Kernkraftwerk Unterweser betrafen (000227), beschäftigten auch im März noch die Medien. Bundesumweltminister Jürgen Trittin (Grüne) verfügte einen Importstopp für Mox-Brennelemente aus Sellafield. Sein niedersächsischer Amtskollege Wolfgang Jüttner (SPD) profilierte sich mit dem öffentlich geäußerten Verdacht, dass der PreussenElektra als Betreiber des KKW Unterweser die notwendige Zuverlässigkeit fehle. Jüttner musste diesen Vorwurf allerdings bald zurücknehmen und Fehler im eigenen Hause eingestehen. Anstandslos genehmigte das Hannoveraner Umweltministerium auch ein Zusatzgestell für das interne Abklingbecken des KKW Stade, das seit dem 11.2. zur Revision abgeschaltet war. Ohne die dadurch erweiterte Lagerkapazität hätte der Reaktor am 18.3. nicht wieder ans Netz gehen können, da seit Mai 1998 der Abtransport verbrauchter Brennelemente zur Wiederaufarbeitung im Ausland generell gestoppt ist. Das KKW Unterweser ging nach dem Austausch der vier britischen Brennelemente ebenfalls wieder ans Netz. PreussenElektra verlangt inzwischen Schadenersatz von der Firma Siemens KWU, über die sie die vier mangelhaft kontrollierten Brennelemente aus Sellafield bezogen hatte (taz, 11.3.; Hann. Allgemeine, 18.3.; Stromthemen 3/00).

Der Anlage in Sellafield droht angeblich das Aus

In der umstrittenen britischen Wiederaufarbeitungsanlage Sellafield ereignete sich unterdessen zum zweiten Mal innerhalb von sechs Monaten ein Sabotageakt: Nach Angaben der Betreibergesellschaft British Nuclear Fuels (BNFL) wurden sechs Kabel durchtrennt und dadurch ferngesteuerte Werkzeuge lahmgelegt. Der Angriff auf das Wartungswerkzeug sei aber ohne Bedeutung für die Sicherheit der Anlage gewesen. Einem Bericht des Guardian (27.3.) zufolge erwägt die britische Regierung die Schließung der Anlage. Sie habe wegen der ablehnenden Haltung der Kunden im Ausland keine andere Wahl. Ein Teil der Anlage könne aber für die Lagerung nuklearer Abfälle weiter betrieben werden (Berliner Zeitung, 27.3.; FR, 28.3.).